Mit über 50 Zuhörern hat der jüngste Vortrag des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg eine beachtliche Resonanz gefunden. Unter dem Motto "Verlorene Orte" ging es diesmal um den ehemaligen Klub der Gewerkschaft in der Langen Straße. Die Kulturstätte wurde 1975/76 in einer gemeinschaftlichen Aktion errichtet. Beteiligt waren 20 Betriebe der Stadt, die dafür Leute abstellten. Beim Vortrag wurden ein Film vom Aufbau und Fotos gezeigt. Aber auch die Ausführungen von Hans-Norbert Gast zu den Faschingsveranstaltungen im Klub sowie von Peter Böthig, der berichtete, wie es zur ersten Tucholsky-Ausstellung in Rheinsberg kam, stießen auf großes Interesse. Besonders im Film, den Eckhard Bartel aus privatem Material zusammengestellt hatte, wurden viele bekannte Gesichter entdeckt, die beim Bau mitgewirkt haben. Erinnert wurde auch an ein Wandgemälde im Foyer des Kulturhauses mit dem Titel "Sonne von Rheinsberg". Es war eine Hommage an Kurt Tucholsky, geschaffen von Kurt-Hermann Kühn (1926-1989). Mit dem Abriss des Klubs 2005, der auch eine Zeit "Klub 30" hieß, wurde das 40 Quadratmeter große Wandbild zerstört. Lediglich der Kopf des Schriftstellers wurde in einer aufwändigen Aktion gerettet und lagert heute im Archiv des Kurt-Tucholsky-Literaturmuseums. Die Diplomrestauratorin Sandra Bothe, die Mitglied unseres Vereins ist, erhielt damals die Aufgabe, dieses einen Quadratmeter große Teil des Bildes zu retten. Am Dienstag berichtete sie über die komplizierte Aufgabe, die damals neben der Zerstörung des Gesamtwerkes in den Medien für Schlagzeilen sorgte. Peter Böthig berichtete, dass er es gut finden würde, wenn das Teil mit dem Konterfei des Dichters im neuen Bürgerzentrum einen dauerhaften Platz findet. "Aber dazu gibt es noch keine Entscheidung", erklärte der Museumsleiter.
Jürgen Rammelt