Am Wochenende ist Tony Torrilhon gestorben - er wurde 94 Jahre alt
Was war er für ein großartiger Künstler und vielfältiger Mensch? Tony Torrilhon, der Grafiker und Rheinsberger Holzkünstler, hat nach kurzer schwerer Krankheit in der Nacht vom 8. zum 9. November 2025 sein irdisches Leben beendet. Noch vor wenigen Tagen feierte er mit Freunden im kleinen Kreis seinen 94. Geburtstag.
Geboren 1931 in Paris war der studierte Mediziner und Arzt sowie spätere Künstler 2003 mit seiner Frau Karin nach Rheinsberg gezogen. Nachdem er zuerst in der Langen Straße wohnte, bot sich für ihn die Gelegenheit in der Schlossstraße ein Haus zu kaufen, indem er sein „Le Atelier“ und verschiedene Ausstellungsräume einrichtete.
Sensibel, großzügig und streitbar, aber auch klug und auf positive Weise besessen von seiner Kunst, sorgte er fortan mit seinem Schaffen für Aufmerksamkeit. Er engagierte sich für die Stadt und schenkte ihr mit dem Skulpturenpark, mit den Nixen und der Geschichte von Odysseus am Grienericksee ein Kunstwerk, das zu einem beliebten Fotomotiv avancierte.
Nicht alle wollten das verstehen. Zuerst gab es Streit mit dem Besitzer der Reederei, später mit dem Naturschutz, danach mit der Denkmalbehörde. Vor allem galt es bürokratische Hürden zu überwinden. Doch mit einer gewissen Sturheit, mit Unterstützung der Stadt und durch Freunde wurde Tony Torrilhon zum „Picasso von Rheinsberg“, wie ein Film zu seinem Schaffen benannt ist.
Tony Torrilhon war immer auf der Suche nach neuen Ideen. Er engagierte sich im Verein Stadtgeschichte, und als der Protest gegen den Bombenabwurfplatz in der Ruppiner-Kyritzer Heide seinen Höhepunkt erreichte, schuf er einen überdimensionalen Specht, der im Schnabel ein Flugzeug festhält. Noch gut in Erinnerung ist auch die über vier Meter große Giraffe aus Holz, die einige Jahre von seinem Atelier stand.
Mit seinem plötzlichen Tod ist ungewiss, was mit seinen Kunstwerken passiert. Es ist zu hoffen, dass einige Erinnerungen an den umtriebigen Künstler erhalten bleiben. Es war ein Privileg, zu seinen Freunden zu gehören. Seine Arbeiten zu Tucholsky und andere sind es wert, dass sie nicht auf dem Müll der Geschichte landen. Tony Torrilhon, der mit seiner Kunst die Stadt, die Touristen und Gäste über 20 Jahre lang bereichert hat, hat es verdient, nicht vergessen zu werden.
Jürgen Rammelt
