Es war ziemlich „deftige Kost“, die am 14.11.2023 in der Rheinsberger Remise serviert wurde. Wie an jedem zweiten Dienstag im Monat hatte unser Verein Stadtgeschichte zum traditionellen Vortrag eingeladen. Diesmal kooperierten wir mit der Friedensrunde Rheinsberg, einer Interessengemeinschaft, die sich für ein friedliches Miteinander engagieren.
Auf dem Programm stand ein Dokumentarfilm, der ein dunkles Kapitel in unserer Geschichte thematisierte. Unter dem Titel „Nicht verrecken“ wurde an den Todesmarsch vor über 70 Jahren erinnert. Mit
über 50 Gästen hatte die Veranstaltung eine gute Resonanz gefunden. Auch der Regisseur Martin Gressmann war nach Rheinsberg gekommen. Begrüßt wurden die Besucher von Hans-Norbert Gast, der sogleich das Wort an Jürgen Neumann von der Friedensrunde übergab.
Der Film beginnt im Belower Wald, wo sich die Gedenkstätte an den Todesmarsch befindet. Dann werden Bilder aus dem Konzentrations-lager Sachsenhausen gezeigt, von wo aus die Kolonnen auf den Weg nach Norden geschickt wurden.
Im Film kommen ehemalige Häftlinge zu Wort; aber auch Augenzeugen zu aus den Orten, durch die der Todesmarsch führte. Die Zeitzeugen aus Polen, der Sowjetunion, Belgien, Frankreich und anderen Ländern berichten in ihrer Landessprache. Mit Doris Lippuner gehört auch ein Mitglied unseres Vereins zu den Interviewten. Doris sprach über ihre Erlebnisse und Gedanken, als sie als Kind im Kolonialwarenladen ihrer Großeltern das Geklapper der Holzpantinen hörte und den Häftlingszug beobachtete.
Fünf Jahre hat Martin Gressmann ohne finanzielle Unterstützung an seinem Film gearbeitet. „Das Thema gehört zu unserer Substanz“ sagt er selbst. „Es muss aufgearbeitet werden, solange es noch Menschen gibt, die davon berichten können.“
Erschütternd ist die Schilderung eines russischen Gefangenen. Unter dem Verdacht, ein Spion der Deutschen gewesen zu sein, wurde er nach seiner „Befreiung“ für 7 Jahre in einem sowjetischen Arbeitslager interniert.
Im Film wurden ins Nichts führende Bahngleise, verlassenen Orte, unwegsame Straßen und immer wieder die schöne Natur Brandenburgs gezeigt – eine trügerische Idylle, wenn man bedenkt, was die geschundenen Häftlinge erleiden mussten. Aber gerade in Kombination mit den sehr emotionalen Interviews schafft es der Regisseur den Zuschauern das Gehörte überhaupt erträglich zu machen.