Es war ein echter Kracher! An unserem Spaziergang entlang der „historischen Kneipenmeile“ nahmen knapp einhundert Gäste teil: Rheinsberger, Urlauber sowie Einwohner aus den Rheinsberger Ortsteilen.
Teilweise im Outfit der 20er-Jahre ging es zu den Gasthäusern, Hotels und Pensionen, in denen zur damaligen Zeit die Gäste feierten, schwoften und speisten. Als einstige preußische Residenzstadt Friedrich des Großen, hatte sich Rheinsberg zu einem bedeutenden Ausflugs- und Kurort etabliert. Die Geschäfte boomten in den „Goldenen Zwanzigern“. Angeführt von Hans-Norbert Gast, unserem stellvertretenden Vorsitzenden, bewegte sich der Tross von einer früheren Lokalität zur nächsten. Los ging es am Haus der Stadtgeschichte, dem gegenüber sich früher das Hotel Stadt Berlin befand. Gast, gekleidet als Gastwirt, wusste viel zu erzählen: Vor allem, wie fast an jedem Wochenende in den Sälen der Hotels der Bär brummte: Es gab Bälle, Konzerte und Zauberschauen, aber auch Werbeveranstaltungen für Waschmaschinen und Korsagen, wie Hans-Norbert Gast bei seiner Recherche aus der früheren Rheinsberger Zeitung erfuhr. Das Blatt, dessen Verlag sich in Rheinsberg befand, bildete die Grundlage für die Wanderung. Da durfte auch ein Zeitungsjunge nicht fehlen, den Sandra Bothe verkörperte. Doch sie war nicht die Einzige, die mit ihrem Auftritt für Furore sorgte. So führte Ute Gimajew eine „Waschmaschine“ vor, wie sie 1928 in Rheinsberg vorgestellt wurde und ohne Strom funktionierte. Und es gab ein männliches Model, das mit einer Korsage, wie einst im Hotel Deutsches Haus präsentiert, für Erheiterung sorgte. Höhepunkte der Wanderung waren eine Versteigerung von Rheinsberger Keramik, bei der eine Vase und eine tönerne Flasche den Eigentümer wechselten, sowie der Auftritt des Rheinsberger Arbeitergesangsvereins Vorwärts, dessen Gründung in diese Zeit fällt. Die Sänger präsentierten sich auf dem Hof des einstigen Hotels „Brandenburger Hof“, wo am 20. Oktober 1928 das Banner des Chores geweiht wurde. Nach dem einstigen Café Rückheim in der Mühlenstraße, ging es zum „Goldenen Stern“, in dem es früher einen Raum mit 20 Strohsäcken für Wandergruppen gab. Nach dem Hotel „Vier Jahreszeiten“, lange Zeit Stammlokal des Männergesangvereins, führte der Weg zum „Alten Fritz“. Auch dieses Haus, später mit einem Kino, besaß in den 20er-Jahren zehn Fremdenzimmer mit 20 Betten.
Das Finale durften die Teilnehmer der Wanderung wenige Meter weiter beim „Jungen Fritz“ erleben. Dort warteten mit Elke Brehe und Meike Dittberner zwei Tänzerinnen des Rheinsberger Carnevalclubs (RCC) auf ihren Auftritt. Zu den Klängen eines Charleston und im Outfit der „Goldenen Jahre“ bildete ihre Tanzeinlage den würdigen Abschluss.