Viele Neugierige kamen zur Enthüllung einer Infotafel am restaurierten Waldfriedhof Feldgrieben
Lisa Kittler
(aus: Märkische Allgemeine; 24.11.2008)
Über Jahrzehnte war der Waldfriedhof Feld- grieben in Vergessenheit geraten. Mit Unterstützung von Schülern wurden die Grabstellen jetzt erforscht und restauriert.
FELDGRIEBEN. In frostiger Kälte stehen Gregor Beyer vom Naturschutzbund (Nabu) und Mario Schrumpf, Leiter der Naturwacht Stechlin-Ruppiner Land, vor einer verhüllten Tafel. Viele Besucher warten gespannt auf die Enthüllung. Denn dafür sind sie vom Parkplatz in Paulshorst zum Waldfriedhof bei Feldgrieben durch die verschneite Landschaft am Wittwesee gewandert. Und dann ist es soweit: Mit viel Schwung ziehen die Veranstalter das Tuch von der Tafel. Zum Vorschein kommen Bilder von 1827, Karten und Skizzen, die den Text ergänzen. Gestaltet wurde die Tafel von Grafikerin Reta Flütsch – mit immensem Aufwand. Informationen über den Waldfriedhof waren nicht ohne Weiteres zu finden, so dass die Recherche ein Jahr dauerte. „Das war die schwerste, aber auch schönste Arbeit meines Lebens“, sagt die Grafikerin. Lange waren die vier Grabstellen von 1896 im Walddickicht verschwunden. Vor fünf Jahren kaufte dann der Nabu das Gelände. „Eine Anwohnerin aus Feldgrieben meinte, dass hier ein Friedhof sein muss. Mit ihrer Hilfe habe ich auch die verkrautete Stelle gefunden“, so Nabu-Mann Gregor Beyer. Dann ruhte der Friedhof wieder zwei Jahre lang – bis bei einem Abend der Artenvielfalt in Rheinsberg die Idee entstand, den Friedhof zu erforschen und zu restaurieren. Im vergangenen Jahr fand an der Heinrich-Rau-Schule in Rheinsberg ein Umweltprojekt statt. Die Schüler räumten mit Hilfe des Rheinsberger Bauhofs den Friedhof frei, schrubbten die Grabsteine und errichteten eine Umfriedung. „Der Friedhof wurde so als solches sichtbar“, sagt Gregor Beyer. Andere Schüler erforschten die Geschichte der Grabstelle in Kirchenbüchern. Auch der Rheinsberger Geschichtsverein lieferte viele Informationen. Der größte Erfolg der Recherche war, dass die Nachfahren des Barons Ulrich von der Osten-Sacken gefunden werden konnten. Er liegt auf dem Waldfriedhof begraben. Am Sonnabend war die Familie von der Osten-Sacken extra aus Potsdam und Berlin nach Feldgrieben gekommen. Besonders für die 86-jährige Christiane Marie Louise von der Osten-Sacken war die Enthüllung ein Ereignis. Die Tochter des Gutsbesitzers vom Vorwerk Feldgrieben war seit 45 Jahren nicht mehr in ihrer alten Heimat. „Aber die alten Akazien stehen noch“, sagte sie lächelnd. Die Berlinerin und ihre Familie hatten bis 1945 in Feldgrieben gelebt und wurden dann von den einrückenden Russen vertrieben. Die Familie von der Osten-Sacken half schon bei der Recherche zur Tafel mit. Als Christiane von der Osten-Sacken nun aber das Bild ihres Vaters sah, fielen der Berlinerin viele neue Geschichten ein. So erzählte sie den Gästen, dass der Friedhof eigentlich nur für Ertrunkene war, was bis dahin keiner wusste. Die Tafel soll nun Wanderer über die Grabstelle und den Ort informieren. Für die Familie von der Osten-Sacken stellt sie eine schöne Erinnerung an ihre Lebensgeschichte dar.