Hans-Jürgen Kuhnert baut in seiner hauseigenen Tischlerei gern Dinge im Miniaturformat. Derzeit arbeitet er an einem Nachbau von Schloss Rheinsberg
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 26.04.2021)
Wenn Hans-Jürgen Kuhnert in seiner privaten Tischlerwerk statt sägen, bohren, schrauben und kleben kann, dann ist er in seinem Element. Jetzt hat sich der 69-jährige einer besonderen Aufgabe gestellt - er will das Rheinsberger Schloss im Miniaturformat nachbauen. Die Idee dazu kommt nicht von ungefähr. Kuhnert ist aktives Mitglied im Verein Stadtgeschichte Rheinsberg. Er interessiert sich für die Historie seiner Heimatstadt. Deshalb hat er auch, ohne groß zu überlegen, zugesagt, als er vom Vorsitzenden des Vereins Jorg Möller gefragt wurde, ob er nicht Lust habe, ein begonnenes Werk zu vollenden. Möller hatte im Internet eine Anzeige gefunden, in der es um das Schloss des Kronprinzen Friedrich ging. Jemand hatte begonnen, das historische Ensemble aus Holz nachzubauen. Doch dieser Hobbybastler war gestorben und nun wollten sich die Nachfahren von den Bauteilen trennen und suchten jemanden, der das Werk vollendet. Möller erwarb in seinen Verein das begonnene Schloss und Hans-Jürgen Kuhnert war auf einen Schlag zum Baumeister geworden. Gewissenhaft und penibel Es war im Frühjahr dieses Jahres, als die Wände und halbfertigen Teile des Schlosses bei dem Rheinsberger landeten. Doch erst da wurde dem Hobbytischler bewusst, auf was er sich eingelassen hatte. Wer Hans-Jürgen Kuhnert kennt, weiß, wie gewissenhaft und penibel er ist. Das trifft besonders zu, wenn er mit Holz arbeitet. Zuerst ging es darum, eine Bestandsaufnahme zu machen, um zu schauen, welche Teile wieweit angefertigt sind. Die erste Aufgabe war es, eine zweimal zwei Meter große Grundplatte zu beschaffen. Dann galt es, die bereits fertigen Teile darauf aufzubauen. Inzwischen stehen die Außenwände und die beiden Türme mit der Kolonnade, die auch bereits über Dächer verfügen. Beeindruckend ist die Detailtreue, auf die Hans-Jürgen Kuhnert besonderen Wert legt. Die Fenster, die Türfassungen und sonstigen Verzierungen sollen so originalgetreu wie dargestellt werden. „Zum Glück hab ich wegen der Corona-Pandemie viel Zeit, um mich mit dem Schlossmodell zu beschäftigen", erklärt Kuhnert, der gelernter Lagerist ist. Seine private Holzwerkstatt ist zwar unbeheizt, aber das mache ihm nichts aus. Trotzdem wäre er froh, wenn es bald etwas wärmer wird, denn im Moment überlegt er, wie das Dach auf das Schloss kommt. Aus unterschiedlichen Perspektiven hat er sich Fotos besorgt, um zu schauen und zu kontrollieren, wie das historische Gebäude aussieht. Sorgen macht sich Kuhnert noch um die Farbgebung. Aber auch die vielen Details wie die kunstvollen Attika-Figuren über dem Eingangs-portal, die Geländer an den Fenstern sowie die Putten zu beiden Seiten unterhalb der Kolonnade erfordern das ganze Geschick des Hobbytischlers. Selbst die Dacheindeckung soll später wie die am Original-bauwerk wirken. Erfahrung mit solch akribischen Arbeiten hat der Bastler allemal: In einem Raum neben der Werkstatt präsentiert Hans-Jürgen Kuhnert die Stadt Rheinsberg als Modell, wie sie Mitte des 18. Jahrhunderts aussah. Dargestellt ist Rheinsberg vor 1742 mit der Stadtmauer, den Stadttoren, der Wasserburg, die damals ein Turm zierte, mit zwei Kirchen und natürlich den Straßen und Bürgerhäusern. Sowohl das historische Stadtmodell als auch das Schloss im Miniformat sollen einen Platz im Haus der Stadtgeschichte in der Seestraße 22 finden. Doch bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Während das in einem Lichtkasten befindliche Stadtmodell schon die Ausstellungsreife erreicht hat, wird Hans-Jürgen Kuhnert noch manche Stunde am Schloss zu werkeln haben. Bild oben: Detailverliebt: Das Modell von Rheinsberg im 18. Jahrhundert ist sehr akkurat gestaltet und enthält Stadtmauer, Stadttore und Wasserburg, die vor 1842 ein Turm zierte, mit zwei Kirchen und natürlich den Straßen und Bürgerhäusern. Fotos (2) Jürgen Rammelt Bild unten: Hans-Jürgen Kuhnert hat bereits Rheinsbergs historische Altstadt aus dem 18.Jahrhundert im Miniaturformat nachgebaut Kommentar: Zum Glück habe ich wegen der Corona-Pandemie viel Zeit. Hans Jürgen Kuhnert Modellbau
Bild auf der Titelseite: Friedrichs Schloss im Hobbyzimmer Hobbybastler Hans Jürgen Kuhnert hat sich einer Mammutaufgabe angenommen: Er arbeitet an einer Miniatur des Rheinsberger Schlosses. Auf Vermittlung des Vorsitzenden des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg setzt er damit das Projekt eines verstorbenes Bastler fort. Kuhnert ist dabei extrem sorgfältig und möchte auch kleinste Details der Schlossanlage originalgetreu nachbilden. Seite 2 Foto Jürgen Rammelt