Helmut Plunze aus Berlin hat 60 Jahre lang alles gehortet, was mit Rheinsberg zu tun hat - nun hat der 83-Jährige einen Teil seiner 5000 Objekte dem Verein Stadtgeschichte verkauft
Lena Köpsell
(aus: Märkische Allgemeine; 16.09.2021)
Rheinsberg. 1961 verliebte sich Helmut Plunze in die Stadt Rheinsberg. Er kam per Faltboot und war sofort hin und weg, als er das Eingangsportal des Schlosses erblickte. „Dieses Schloss, die Naturverbundenheit und die Geschichte Rheinsbergs haben mich sofort fasziniert", sagt Plunze. Der Ausflug nach Rheinsberg war der Startschuss für Plunzes Sammelleidenschaft. Der ehemalige Bauingenieur begann, alles zu sammeln, was einen Rheinsberg-Bezug hatte. Angefangen hat es mit Tucholsky-Literatur, später kam Keramik dazu. Einen Teil seiner Sammelobjekte, ungefähr 5000 Stück, hat Plunze jetzt an den Verein Stadtgeschichte Rheinsberg verkauft. Der Vorsitzende des Vereins Jörg Möller ist sichtlich stolz auf die erstandene Sammlung, die den Grundstock zum Betrieb eines Museums bilden könnte. Eine Museologin und Kunsthistorikerin hat die Objekte bereits untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Sammlung kulturhistorisch von unschätzbarem Wert sei. In einem Zeitraum von über 60 Jahren ist die Sammlung entstanden. Fast zwei Jahre lang war der Verein damit beschäftigt, jeden Bierkrug, jedes Bild und jede Urkunde zu nummerieren und zu fotografieren. Der Wert der Sammlung wurde mit 70 000 Euro beziffert. Einen Teil der Sammlung hat Plunze dem Ver-ein als Schenkung überlassen. Auch die Stadt Rheinsberg und die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin unterstützen den Ankauf finanziell. Dennoch fehlen noch 20 000 Euro, die versucht der Verein über Spenden zusammen zu bekommen. Möller ist selbst begeisterter Sammler und lernte Plunze so auch 2006 auf einem Online-Auktionsportal kennen. „Ich habe mich immer gewundert, wer dieser Benutzer mit dem Namen 'Lomrac' ist, der die ganzen Rheinsberg-Objekte ersteigert", erzählt Möller. Lomrac heißt umgedreht 'Carmol' und spielt auf das Medikament an, das früher in Rheinsberg hergestellt wurde. „ Zum Sammler wird man nicht, man ist es ” , sagt Plunze, der auch Mitglied im Verein Stadtgeschichte Rheinsberg ist. Der 85-jährige sammelt noch heute. Mittlerweile lebt er in Velten, aber davor wohnte er lange Zeit in Ost-Berlin und klapperte in seiner Freizeit alle Flohmärkte ab. Auch die Händler kannten ihn bereits und riefen ihn an, sobald sie etwas mit Rheinsberg-Bezug entdeckten. Plunzes grate Freude beim Sammeln ist es, verloren geglaubte Teile wieder zusammenzuführen. Das treibe ihn an. „Ich freue mich, wenn ich meine Sammelobjekte im Museum sehen kann und weiß, dass sie gut bewahrt werden" , so Plunze. Seine Lieblingstücke sind ein Maßkrug von 1870 und eine Keramik-Kanne aus der Schinkel-Zeit. Diese und weitere „Filetstücke " wie Plunze sagt, können Interessierte noch bis zum 31. Mai 2022 im Keramikmuseum Rheinsberg bewundern. Wer neugierig auf den Rest der Sammlung ist, kann sich beim Verein Stadtgeschichte Rheinsberg melden. Ob Helmut Plunze seine Sammlung vermissen wird? „Ach, ich kann sie mir doch jederzeit hier anschauen ", winkt er ab. Und sein Keller in Velten sei sowieso schon fast wieder voll. Bild oben: Der Sammler Helmut Plunze mit Jörg Möller, dem Chef des Vereins Stadtgeschichte Bild unten: Die Sammlung ist nach Ansicht einer Museologin kulturhistorisch von unschätzbarem Wert.