Die neue Ausstellung des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg berichtet über die frühere Industrie-Kultur in der Prinzenstadt.
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 17.05.2021)
Nachdem der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg im vergangenen Herbst mit einer Ausstellung an die „Goldenen 1920er-Jahre" erinnerte, widmet er sich jetzt der Industrie-Kultur, die besonders im vorigen Jahrhundert die Stadt am Grienericksee prägte. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, denn aufgrund der Corona-Pandemie konnten sich die Mitglieder monatelang nicht treffen. Umso mehr freuten sich die Hobby-Historiker am Sonntag, dass sie nunmehr mit der neuen Schau auf sich aufmerksam machen können. Kuratorin Sandra Bothe hatte bei der Vorbereitung nicht direkt Kontakt zu Mitgliedern. Zu sehen ist die Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte in der Seestraße. Die Schau wurde anlässlich des internationalen Museumstages im Beisein der Geschäftsführerin der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte, Brigitte Faber-Schmidt, eröffnet. Beim Motto haben sich die Ausstellungsmacher diesmal am Themenjahr des Kulturlandes Brandenburg orientiert, das 2021 unter dem Leitmotiv „Zukunft der Vergangenheit -Industrie-Kultur in Bewegung" an die industrielle Entwicklung erinnern will. Dem Verein, dessen Ausstellungsprojekt vom Kulturland-Verein gefördert wurde, kam das Thema gelegen, zumal es auch die inhaltliche Grundlage für seinen diesjährigen Monats-kalender bildete. Federführend für die Konzep-tion und die Umsetzung der Exposition war Sandra Bothe. Ge-meinsam mit Susan Kraudszun und in Verbindung mit der Rheinsberger Werbefirma „Erst-eindruck" wurde der knapp gestellte Termin eingehalten. Wie Bothe zur Eröffnung berichtete.Die Kuratorin Sandra Bothe (links) führte die Besucher durch die neue Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte. Wegen Corona durften immer nur fünf Menschen gleichzeitig den Raum betreten. Foto: Jürgen Rammelt war es gar nicht so einfach, die Ausstellung fristgemäß fertigzu-stellen. „Obwohl es Aufgabe des Vereins war, den Inhalt zu liefern, gab es aufgrund der Corona-Pan-demie wenig direkte Kontakte zu den aktiven Vereinsmitgliedern", so die Kuratorin. Lediglich der Aufbau wurde in gemeinsamer Arbeit gemeistert. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen mit dem Kernkraft-werk, der einstigen Carmolfabrik, der Keramik-Produktion sowie dem Betriebsteil der Elektro-Phy-sikalischen Werke (EPW) Neuruppin Unternehmen, die im vergangenen Jahrhundert das industrielle Geschehen in der Stadt prägten. Aber auch kleinere Betriebe wie der Mühlentechnik, der Holzverarbeitung und der Kreisbetrieb für Landtechnik (KFL) wurden nicht vergessen. Sowohl auf großformatigen Bildern als auch in einigen Vitrinen sind Darstellungen und Gegen-stände zu sehen, die aus dieser industriellen Epoche stammen. Zu den herausragenden Ausstel-lungsstücken gehören Erzeugnisse der Keramik-Industrie, Original-Flaschen aus der Zeit der Selters-Fabriken, Leiterplatten und frühere Arbeitsbekleidung sowie ein Nostalgie-Radio, das als sogenanntes Konsumgut einst in den EPW angefertigt und sogar in den Export geliefert wurde. Auch ein Scherengitter-Zaunfeld, eine Sitzbank und diverse Werkzeuge erinnern an die einstigen holzverarbeitenden Rheinsberg Betriebe. Faber-Schmidt lobte das Enga-gement des Vereins, der sich mit seiner Ausstellung an dem Landesmotto beteiligt hat. Sandra Bo-the, die die über 20 Rheinsberger, die zur Eröffnung gekommen waren, durch die Ausstellung führ-te, erklärte, dass sie vor allem die
Menschen zeigen wollte, die in den Betrieben einst gearbeitet haben. Bei ihrer Recherche hätte sie 25 Standorte gefunden, an denen in Rheinsberg produziert wurde. Elf Industriezweige seien in der Ausstellung präsentiert. Ein besonderer Farbtupfer ist ein Bild, das extra von Hildegard Frede für die Ausstellung gemalt wurde: Es zeigt das Gebäude der Carmolfa-brik, wie es einst am Standort der heutigen Sparkasse in der Schlossstraße stand. Wie der Vereinsvorsitzende Jörg Möller erklärte, möchte man bald Besichtigungstermine anbieten.