Mit einer von Hans-Norbert Gast geführten Wanderung zu früheren Industrie-Standorten hat der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg seine Veranstaltungen wieder begonnen.
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 15.06.2021)
Mit einer Wanderung auf den Spuren der früheren Industriekultur in Rheinsberg hat der Verein Stadtgeschichte sein Programm nach der coronabedingten Zwangspause aufgenommen. Die erste öffentliche Veranstaltung der Hobbyforscher, die in der Vergangenheit mit ihren monatlichen Vorträgen für allgemeines Interesse gesorgt hatten, war schon gut besucht. Das Thema der Wanderung in der vorherigen Woche war den rund 25 Teilnehmern schnell erklärt. Immerhin hatte sich der Geschichtsverein Rheinsberg dem Themenjahr des Landes Brandenburg angeschlossen und in seinem Haus der Stadtgeschichte eine Ausstellung zur einstigen Industrie in der Stadt gestaltet. Bei der Recherche war man auf großer 25 frühere Betriebe gestoßen, die sich auf elf Industriezweige verteilten. Zu einigen dieser Standorte führte die Wanderung zu abendlicher Stunde. Hans - Norbert Gast konnte, als Nachtwächter verkleidet, viel Interessantes inklusive Details zur Rheinsberger Industriegeschichte erzählen. Unterstützt wurde er dabei von den Vereinsmitgliedern Peter Francke, Jörg Möller sowie Ute Gimajew und Sandra Bothe, die an den einzelnen Stationen eigene Ausführungen machten. Vom Haus der Stadtgeschichte ging es zuerst zur Tochulsky - Straße, der früheren Petersilienstraße. Dort gab es einst die Brauerei Haack, die später unter dem Namen Blackburn firmierte und danach als Destillations- und Spirituosenhandlung Balzer neben weiteren Firmen in Rheinsberg zur Getränke – Industrie zählten. Dazu gehörte auf jedem Fall auch die Firma der Gebrüder Balzer in der heutigen Dr. Martin – Henning – Straße. Dort angekommen, wurden die Teilnehmer bereits von Jörg Möller, dem Vereinsvorsitzenden, erwartet. Dieser hielt mit dem „Rheinsberger Schloßkoem“ und der „Alten Hausmarke“ zum Probieren zwei Kostproben aus dem Sortiment der einstigen Schnapsbrennerei bereit. Weiter ging es dann über die Straße bis zum Eingang des Seehotels in der Schillerstraße. Hier befand sich zum See hin früher ein Sägewerk. Aber auch eine Ziegelei und eine Ofenfabrik, die Holzwerkstätten von Leupold und Hüttenrauch sowie der Rheinsberger Betriebsteil der Elektrophysikalischen Werke (EPW) fanden an dieser Stelle Erwähnung. Doch es gab weitere Stationen, die Dienstag im Mittelpunkt der Wanderung standen. Wieder in der Tucholsky – Straße angelangt, wartete eine Überraschung auf die Teilnehmer der Wanderung: Diesmal war es Mineralwasser der Rheinsberger Preußenquelle, das den Wanderern in Erinnerung an die einstige Seltersfabrik von Julius Zinser als Kostprobe serviert wurde. Bevor die Tour zu Ende ging, wurde in der Seestraße noch an zwei Industriestandorte erinnert: So befand sich im Eckgebäude, dem heutigen neuen Rathaus, die Wiege der Rheinsberger Steingut – Produktion. Wenige Meter weiter, im ehemaligen Hotel Stadt Berlin, befand sich eine Firma namens Oculus, die während des Zweiten Weltkrieges Scherenfernrohre und andere optische Geräte herstellte. Dazu und zu weiteren Industriestandorten konnten sich die Teilnehmer der Wanderung anschließend noch vertiefend in der Ausstellung des Vereins informieren. Zu sehen sind dort Dokumente, Werkzeuge und Exponate, die von der Industriegeschichte zeugen. „Es ist erstaunlich, was es an Firmen und Werken in Rheinsberg gegeben hat, was man so gar nicht kannte, erklärte Renate Kaatsch am Ende der Führung.