Der Verein Stadtgeschichte erinnert in dem neuen Buch "Heimat und Revolution" an die Wendezeit in der Prinzenstadt. Viele Akteure von damals kommen dort zu Wort.
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 18.01.2021)
Wie verlief die friedliche Revolution in Rheinsberg? Wer waren die Akteure, die sich in der Stadt nach dem Mauerfall und der politischen Wende für eine neue Politik einsetzten? Was passiert in der Stadt? Diesen und anderen Fragen widmet sich der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg, der mit einer neuen und eigenen Publikation an den Herbst und das Frühjahr 1989/1990 erinnern möchte. Geboren wurde die Idee, nachdem es 2019 gemeinsam mit einer Mitarbeiterin der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur sowie der evangelischen Kirchengemeinde eine Veranstaltung gab, bei der es um die Wende in Rheinsberg ging. In der Remise berichteten damals Zeitzeugen, wie sie die friedliche Revolution in ihrer Stadt erlebten und welche prägenden Ereignisse ihnen noch in Erinnerungen geblieben sind. Sowohl die anwesenden Mitglieder der des Geschichtsverein als auch die Moderatorin aus Potsdam waren aufgrund der lebhaften Diskussionen der Meinung, dass diese Erlebnisse es durchaus verdienen, für die Nachwelt und für spätere Generationen gesichert zu werden. Dieses Anliegen in die Tat umzusetzen, war daraufhin eine Aufgabe für den Verein geworden. Mit Sebastian Stude, einem Historiker, konnten die Rheinsberger Hobbyforscher sogar ein Vereinsmitglied gewinnen, das sich des Themas annahm. Es folgten mehrere Gespräche durch Jörg Möller, dem Vorsitzenden des Geschichtsverein, wie das Vorhaben realisiert werden kann. Unterstützung fand das Projekt nicht nur durch die Landeszentrale für politische Bildung. Auch die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur sicherte Unterstützung zu. Beide Institutionen stellten für die Realisierung des Vorhabens finanzielle Mittel bereit. Die Realisierung lag danach in den Händen von Sebastian Stude, der den geschichtsinteressierten Rheinsbergern bereits durch seine Forschungsergebnisse und ein Buch über das Kernkraftwerk bekannt ist. Autor Stude führte Interviews mit Zeitzeugen, die sowohl als Oppositionelle sowie auch als Mitarbeiter und gewählte Vertreter der Stadt die Wendezeit erlebten. Karin Niemann, Manfred Richter, Friedrun Ferdinand, Hans-Norbert Gast und weiterer Rheinsberger wurden befragt und kommen so zu Wort. Ursprünglich sollte das Buch mit einer Auflage von 500 Exemplaren bereits November fertig sein und vorgestellt werden. Doch auch hier verhinderte Corona-Pandemie die Einhaltung des Zeitplans. Gleichwohl wurde mit der Rheinsberger Firma Ersteindruck ein einheimisches Unternehmen beauftragt, das sich um die Gestaltung und den Druck kümmerte. Laut Sebastian Stude wird die Dokumentation mit dem Titel „Heimat und Revolution“ Ende Januar vorliegen. Entstanden ist ein 120 Seiten umfassendes Buch. Neben sieben Interviews umfasst die Lektüre ein Vorwort von Jörg Möller, eine Einführung in das Thema durch den Autor und ein Sachverzeichnis. „Wann das Ergebnis erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden kann, steht allerdings noch in den Sternen“, erklärt Jörg Möller. Das wird davon abhängen wie sich die Einschränkungen hinsichtlich der Corona-Pandemie entwickeln und wann wieder öffentliche Veranstaltungen möglich sind. Sobald es jedoch Möglichkeiten gibt, will der Verein dafür sorgen, dass Interessierte das Buch erhalten.