Jahrelang versuchte der Denkmalschutz, das Rheinsberger Einzeldenkmal zu retten – nun gibt er das historische Gebäude zum Abriss frei, weil sein Zustand mittlerweile so schlecht ist.
Celina Aniol
(aus: Ruppiner Anzeiger; 13.01.2021)
Noch vor kurzem lehnten die Denkmalsschützer den Abriss der Rheinsberger Obermühle vehement ab. Sie forderten, dass der Eigentümer das Einzeldenkmal am Eingang der Innenstadt rettet. Sie ließen das Haus sichern, verhängte Zwangsgeld. Jetzt gibt die Denkmalschutzbehörde des Landkreises Ostprignitz-Ruppin nach jahrlangem Einsatz die alte Wasser-mühle plötzlich und endgültig auf. „Da ein Erhalt des Denkmals nicht mehr möglich erscheint, darf ein Abbruch des Gebäudes erfolgen. „, erklärte Kreissprecher Alexander von Uleniecki auf MAZ-Nachfrage. Der Besitzer müsse lediglich einen entsprechenden Antrag stellen. Der Sinneswandel ist das Ergebnis von Vergleichsgesprächen mit dem Immobilienbesitzer, die das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege begleitete, berichtete der Sprecher. Dabei sei auch ein neues Gutachten entstanden. Das auf Denkmalerhaltung spezialisierte Fachbüro sei dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bausubstanz aufgrund der Schäden nicht mehr zu retten sei. Die Kreisverwaltung bedauere, dass die jahrelangen Bemühungen gescheitert sind, das historisch wertvolle Haus vor dem Verfall zu retten. „Der Landkreis war jederzeit bereit, dem Eigentümer bei der Entwicklung von denkmalgerechten Konzepten unterstützend zur Seite zu stehen“, betont von Uleniecki. Die Nachricht ruft in Rheinsberg verschiedene Reaktionen hervor. „Ich bin froh, dass der Schandfleck wegkommt“, sagt Ortsvorsteherin Petra Pape. Sie hofft auf der anderen Seite, dass auf dem Grundstück ein Haus entsteht, das sich stark am Stil der Obermühle orientiert. „Wenn wir videotelefonieren würden, würden sie jetzt meine Tränen sehen“, sagt hingegen Jörg Möller, als er von der Abrisserlaubnis für den Jahrhunderte alten Mühlenstandort erfährt. Dass das Haus in einem sehr schlechten Zustand und die Restaurierung wirtschaftlich kaum zu stemmen ist, ist dem Chef des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg klar. Ihn ärgern aber zwei Dinge: Dass die Stadt beim Verkauf des Hauses um die Jahrtausendwende vom Erwerber nicht eine explizit Sanierungszusage innerhalb weniger Jahre verlangte. Und dass es möglich ist, ein Denkmal so lange verfallen zu lassen, bis es nicht mehr zu retten ist. Der Landkreis will sich zu dieser und weiteren Fragen und zur Obermühle erst später äußern. „Es wäre schöner gewesen, wenn man die Bausubstanz erhalten hätte, sagt der Bürgermeiste Frank-Rudi Schwochow. Aus seiner Sicht ist das aber aufgrund des schlechten Zustands des Hauses schon seit Jahren nicht mehr möglich. „Wenn man ein Ziegelstein nimmt, zerbröselt er in der Hand“, so Schwochow, der seit Jahren die Bemühungen um das Haus begleitet. „Es ist ein wirtschaftlicher Totalschaden“. Bis zu sieben Millionen Euro hätte der Erhalt des Hauses gekostet. Deshalb sehe er die nun geschaffene Abrissmöglichkeit positiv – zumal von dem direkt am Rhin and an der Landesstraße liegende Haus eine Gefahr ausgehe.