Flecken Zechlin war Gastgeber des Ortschronistentreffen in dieser Woche
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 21.08.2015)
Das vom Verein Stadtgeschichte Rheinsberg am Dienstag in Flecken Zechlin ausgerichtete Treffen der Ortschronisten hat alle Erwartungen übertroffen. Rund 50 Frauen und Männer aus der Region um Rheinsberg, Mitglieder des Geschichtsvereins und vor allem zahlreiche Einwohner von Flecken Zechlin waren in die Kirche gekommen, um sich über die Geschichte des stattlichen anerkannten Erholungsortes informieren zu lassen. Jörg Möller, der Vorsitzende des Rheinsberger Geschichtsvereins, ging eingangs kurz auf das Anliegen der Veranstaltung ein. Dabei erinnerte er an die bisherigen Treffen in Rheinsberg, Köpernitz, Kleinzerlang, und Zechlinerhütte. „Wir möchten, dass nicht nur in Rheinsberg Geschichtsforschung betrieben wird,“ erklärte Möller. Es ginge auch darum, die Historie der kleinen Orte zu ergründen und zu dokumentieren. Dabei möchte sein Verein helfen. Zur Geschichte von Flecken Zechlin sprach zuerst Wilfried Schmidt. Der langjährige Bürgermeister und Ortsvorsteher, der sich intensiv mit der Vergangenheit seiner Heimatgemeinde beschäftigt hat, berichtete von der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes und vor allem über die wechselnden Herrschaften, die in der einstigen Burg und dem späteren Schloss residierten. Dort, wo heute das später errichtete Amtsgebäude allmählich verfällt, befand sich in früheren Jahrhunderten ein Zisterzienserkloster. Der auch als Mönchshof bezeichnete Ort wird in der Chronik von einem Kantor namens Albrecht beschrieben, aus der Schmidt wesentliche Passagen vortrug. In Flecken Zechlin gab es früher eine Wassermühle und eine Glashütte. Urkundlich wurde der Ort damals 1237 in einer Schenkungsurkunde des Fürsten Nikolaus von Werle genannt. Dieser verkaufte das Anwesen an das Zisterzienserkloster Bad Doberan. Es entstand eine Burganlage zum Schutz gegen die brandenburgischen Markgrafen. Im Jahr 1320 wurde der Besitz an das Bistum Havelberg verkauft. Als der letzte Bischof von Havelberg starb, und durch die Reformation fielen die Burg und das dazugehörige Land 1571 an den brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. Flecken Zechlin wurde durch ein kurfürstliches Amt, das Amt Zechlin. Zwischen den Jahren 1548 und 1640 war die Burg einer der Residenzen der Hohenzollern, die die Burg zu einem Schloss umbauten. Seit 1640 waren das Schloss und der Ort Amtssitz des Preußischen Domänenamtes Zechlin, bis dieses 1860 aufgelöst wurde. Im Jahr 1721 stürzte das Schloss nach einem Brand zusammen, und ein neues Amtsgebäude wurde errichtet. Das Amt wurde danach als königliche Domäne an eine Familie Stropp verpachtet. Doch nicht nur die Geschichte des Ortes stand an dem Abend im Mittelpunkt. Anneliese Löser, eine geschichtsinteressierte Flecken Zechlinerin, berichtet über die wechselhafte Historie der Kirche. Nachdem das baufällige alte Gotteshaus abgerissen wurde, entstand im Jahr 1775 die jetzige klassizistische Kirche. Löser erinnerte an die Glocken, deren größte 1697 von Bürgern gestiftet und im ersten Weltkrieg eingeschmolzen wurde. Eine zweite Glocke überstand den zweiten Weltkrieg nicht, sodass später neue Läutwerke angeschafft werden mussten. Aber auch zur Innenausstattung der Kirche mit dem Taufstein aus dem Jahr 1600, der Empore, der Kreuzigungsszene über dem Altar und zur Lütkemüller-Orgel machte Anneliese Löser interessante Aufführungen. Den Vorträgen in der Kirche schloss sich ein Spaziergang durch den Ort an. Dieser führte zuerst zum früheren Schloss, das später durch ein weniger repräsentatives Amtsgebäude ersetzt wurde. Aber auch die Elsenhöhle, ein Haus mit wechselhafter Geschichte, von der DDR-Gewerkschaft als Ferienheim genutzt und nach der Wende an die Eigentümer zurück übertragen, war am Dienstag ein Ziel beim Gang durch die Geschichte.