Zur Ausstellungseröffnung des Geschichtsvereins kamen mehr als 40 Geschichtsinteressierte.
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 16.07.2020)
Stilecht im Look der „20er-Jahre" kam Helmut Plunze am Dienstag zur Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte. Plunze wohnt in Velten. Aber Rheinsberg ist zu seiner zweiten Heimat geworden. Besonders dessen Geschichte hat sich der 84-Jährige verschrieben, der Mitglied im Verein Stadtgeschichte ist. Seine besondere Liebe gilt dabei der Keramik-Produktion sowie der Geschichte der Carmol-Herstellung. Er sammelt Gefäße aus allen Epochen der Keramik- und Fayencen-Produktion. Als es darum ging, ein Ausstellungskonzept zu entwickeln, bei dem die „Goldenen Zwanziger" in den Mittelpunkt gestellt werden, war es Plunze, der es gemeinsam mit Hans-Norbert Gast verfasste. Beide gingen auch in ihren privaten Sammlungen auf die Suche nach Exponaten, die jetzt bewundert werden können.
Zeit des Aufschwungs
,,Es war ein Tanz auf dem Vulkan", erklärte Gast, der am Dienstag die Besucher durch die Ausstellung führte: „In den Jahren 1920 bis 1928 erlebte die Stadt Rheinsberg einen besonderen Aufschwung. Das zeigte sich unter anderem in einer verstärkten Bautätigkeit, indem Baumeister wie Hermann Seifert und Paul Gundlach während dieser Zeit etliche Villen bauten." Auch die Arbeiterbewegung entwickelte sich. Es wurde die Bahnlinie nach Flecken Zechlin gebaut. 1928 veröffentlichte Walter Teßner seine Stadt-Chronik, und der Tourismus, die Keramik-Industrie sowie die Carmol-Herstellung starteten. Für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurde ein Denkmal aufgestellt. Über das alles wird in der Ausstellung berichtet, wobei in einer Zeittafel die wichtigsten Ereignisse aufgeführt wer-den. Mit der Schau wolle man explizit zeigen, was vor rund 100 Jahren passierte, so Vereinsvor-sitzender Jörg Möller. Es habe in Rheinsberg aber auch Menschen gegeben, die sich zur damaligen Zeit Verdienste erworben hätten, aber in der folgenden nationalistischen Epoche zu Handlangern der Nazi-Ideologie wurden: „Es gab ein rotes Rheinsberg, aber auch ein braunes."