Das zehnte Türchen hielt am Dienstag eine besondere Überraschung bereit.
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 12.12.2019)
Filme aus längst vergangenen Tagen können oftmals viel erzählen. So war es auch am Dienstag beim Filmabend im Haus der Stadtgeschichte in der Rheinsberger Seestraße. Eingeladen dorthin hatte der Geschichtsverein, der sich gleichzeitig im Rahmen seiner monatlichen Vortragsreihe und dem Öffnen des zehnten Türchens am Rheinsberger Adventskalender beteiligte. Akteur des Abends war Eckhard Bartel (71). Der gebürtige Rheinsberger, der seit einigen Jahren in Lindow wohnt, ist seit der Gründung Mitglied im Geschichtsverein und ein engagierter Hobbyhistoriker. Seit frühester Jugend hat er historische Fotos, Karten, Bücher und vieles andere über seine Heimatstadt gesammelt. Im Verein gehört er zu den Mitgliedern, die sich noch an viele Ereignisse erinnern können. Als zu DDR-Zeiten sich Eckhard Bartel eine Schmalspur-Kamera zulegte, erweckte sie in ihm eine Leidenschaft, die ihn seit-her nicht mehr losließ. Nicht nur, dass er Film- und Fotoaufnahmen machte, wenn die Familie etwas unternahm, und wie die Kinder heranwuchsen - auch wenn in Rheinsberg etwas los war, wenn gefeiert wurde oder etwas Außer-gewöhnliches passierte, war der Hobbyfilmer mit der Kamera oft dabei. So entstanden unzählige Filme, die nach der Wende mit der Digitaltechnik noch einmal einen gewaltigen Schub erhielten. Denn als der gelernte Bäcker, der später viele Jahre im staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Gransee, Betriebsteil Rheinsberg, tätig war, nach der Wende arbeitslos wurde, erhielt er bald darauf eine Anstellung beim regionalen Fernsehsender Ruppin-TV. Dort arbeitete Eckhard Bartel mehrere Jahre als Redakteur und konnte so bei der Arbeit mit der Kamera so-wie beim Schneiden und Vertonen der Filme seinem Hobby nachgehen. Inzwischen befinden über 200 mehr oder weniger lange Filme in seinem privaten Archiv. „Einige wenige habe ich selbst nicht aufgenommen. Es gab Leute, die mir alte Filme geschenkt haben, weil sie damit nichts anfangen konnten", berichtet der Lindower. Die Filme aus der DDR-Zeit, die noch mit der Schmalfilm-kamera aufgenommen wurden, hat Eckhard Bartel digitalisiert und bearbeitet. Was daraus geworden ist, davon konnten sich am Dienstag über 40 Rheinsberger überzeugen. Zweimal war der Raum im Geschichtshaus dicht mit interessierten Besuchern gefüllt. Natürlich konnte Bartel nur eine kleine Auswahl seiner Filme zeigen, die auf breites Interesse stießen. Zum einen war das ein Streifen über eine Weihnachtsfeier der einheimischen Feuerwehr aus dem Jahr 1983. Die in dem Film gezeigten Mädchen und Jungen, die brav dem Weihnachtsmann ihre Gedichte aufsagten, sind heute gestandene Frauen und Männer, die selbst schon wieder Kinder haben. Erinnerungen kamen ebenfalls auf, als Bartel seinen Film über das Ferienhotel Ernst Thälmann zeigte. Gezeigt wurden Bilder von der Eröffnung, aber auch vom Vandalismus, der nach der Schließung des Hotels der Gewerkschaften den Elfgeschosser zu einer Ruine machte. Auch bei der Sprengung des 60 Meter hohen Schornsteins und des Hotels selbst war Eckhard Bartel mit der Kamera vor Ort. Weitere Filme handelten von einem großen Kinderfest, das am I. Juni 2008 stattfand, von der Einweihung eines Spielplatzes am selben Tag, vom ehemaligen Schützenhaus und von der alten Schule in der Kirchstraße. „Es war ein interessanter Abend, der zehnte Tag des Rheinsberger Adventskalenders", fanden die Besucher. Mit der Vertonung der Filme erfuhren sie viel über die Vergangenheit und zur Geschichte ihrer Stadt. Einige der Gäste waren der Meinung, dass diese und noch weitere historische Filme einem breiten Publikum gezeigt werden sollten. Eckhard Bartel zeigte sich dem nicht abgeneigt, wobei er ausschloss, dass diese aus urheberrechtlichen Gründen online gestellt oder ausgeliehen werden. Jedoch sei es möglich, dass der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg zu gegebener Zeit eine Gelegenheit findet, einen erneuten Filmabend zu veranstalten.