Denkmalstag: Nahe dem Gutshaus von Köpernitz wurde am vergangenen Sonntag ein ehemaliger Torfstich wiederentdeckt.
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 10.09.2019)
Um keinen Geringeren als Alexander von Humboldt ging es am Sonntag im Kulturgutshaus Köpernitz. Dorthin hatte der Förderverein anlässlich des Tags des offenen Denkmals eingeladen. Bernd Donner, der Vereinsvorsitzende, konnte dazu 40 interessierte Besucher begrüßen, von denen sich gegen 13 Uhr ein gutes Drittel auf die Spuren des Naturwissenschaftlers begab. Ziel war der ehemalige „Prinz-liche Torfstich Köpernitz", der sich etwa vier Kilometer weit von der Ortslage in der Nähe des Flüsschens Döllnitz befindet. Der Weg führte durch den Wald zu einer Lichtung in der Köpernitzer Heide, auf der anhand des Pflanzenbewuchses zu erkennen war, dass vor einigen hundert Jahren dort Torf entstanden ist, der im 18. und 19. Jahrhundert als Brennmaterial diente und abgebaut wurde.
Vortrag über von Humboldt
Wieder im Gutshaus angelangt, stand um 15.30 Uhr ein Vortrag auf dem Programm. Bernd Donner begab sich auf die Spuren von Alexander von Humboldt. „Ich will nicht größenwahnsinnig sein, aber der Wissenschaftler war wirklich in Köpernitz", ließ Donner seine Zuhörer wissen. Und dann berichtete der Vereinsvorsitzende, dass Humboldt ein Forscher war, der fremde Kontinente bereiste, Sammlungen anlegte, Zeichnungen von der Natur anfertigte und botanische Studien durchführte. „Besonders in Südamerika war und ist Humboldt hoch geachtet", erklärte Donner. „Er verurteilte die Sklaverei und setzte sich für die Abschaffung der Leibeigenschaft ein." Nach Köpernitz kam Humboldt 1872 durch einen Besuch in. Rheinsberg. Im Auftrag des damaligen Königs sollte er dort zur Herstellung von Keramik Studien vornehmen. Dabei ging es vornehmlich um den Brennprozess und die Zusammensetzung des Werkstoffs. Weil Holz knapp geworden war, sollte der Wissenschaftler, der Bergassessor in Freiberg berufen worden war, zur Produktion von Keramik forschen und herausfinden, ob sich Torf als Brennmaterial eignet. Um das Gebiet des Torfabbaus bei Köpernitz einzugrenzen, konnte Donner am Sonnabend auf vier topografische Karten aus den Jahren 1763 bis 1997 verweisen. Auf einer war anhand von speziellen Symbolen der „Prinzliche Torfstich" im sogenannten Porst-Luch kenntlich gemacht. Hilfreich dabei waren auch Vergleiche mit entsprechenden Karten aus der Gemarkung Linum und Fehrbellin, wo ebenfalls zu dieser Zeit Torf abgebaut wurde. Dabei gab es sogar eine Karte, auf der die Entwässerungsgräben in Richtung Döllnitz eingezeichnet waren. Die Bezeichnung Porst- oder auch Post-Luch geht auf den seltenen, vor allem in Hochmooren vorkommenden Sumpfporst zurück, der von den Gästen der Exkursion an dem Ort gefunden wurde. Einige Stängel der Pflanze konnte Bernd Donner in einer Vase seinen Zuhörern zeigen. Donner hatte sich aus dem Museum in Protzen auch verschiedene Arten von Torf besorgt, die er den Teilnehmern der Veranstaltung zeigte - eine jüngere Sorte von bräunlicher Farbe und eine schwarze, die mindestens 800 Jahre alt war. Berichtet wurde, wie die Menschen damals lebten und wie schwer die Arbeit für sie und die Pferde in den Torfstichen war.
Vorträge in nächsten Tagen
Am Ende verwies Bernd Donner auf den 14. September, an dem der hoch angesehene Wissenschaftler vor 250 Jahren in Berlin geboren wurde. „Wenn wir so etwas nicht würdigen, wären wir dumm", erklärte Donner. Gleichzeitig verwies er auf eine Veranstaltung des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg. Dieser lädt am heutigen Dienstag zu einem Vortrag ein, bei dem es um von Humboldt und die Rheinsberger Keramik-Produktion geht. Beginn ist um 19 Uhr in der Remise. Der Eintritt ist frei. Am kommenden Sonnabend, 14. September, würdigt der Rheinsberger Verein den Wissenschaftler Alexander von Humboldt mit einer Ausstellung in den Räumen des Hauses der Stadtgeschichte in der Seestraße 22. Eröffnet wird die Schau um 11.15 Uhr.