Beim zehnten Erzählcafé stellte der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg seine Arbeit vor
Cornelia Felsch
(aus: Märkische Allgemeine; 26.04.2010)
RHEINSBERG Zu einer gemütlichen Plauderstunde waren die 30 Besucher des Rheinsberger Erzählcafés am Sonnabend aufgebrochen. Was sie im Haus Rheinsberg erwartete, war aber eher eine wissenschaftliche Einführung in die moderne Archivarbeit. Die beiden frisch gewählten Vorsitzenden des Vereins Stadtgeschichte, Jörg Möller und Klaus Albrecht, berichteten auf der zehnten Veranstaltung der Reihe über die Arbeit des 2004 gegründeten Vereins. „Es ist vermutlich der jüngste Verein weit und breit, der sich um alte Sachen kümmert“, spekulierte Jörg Möller.Es sind aber nicht nur alte verstaubte Sachen, in denen die Hobbyhistoriker stöbern, es ist vor allem das Leben der Menschen in dieser Stadt, das sie interessiert. Alle Informationen über Bewohner, Häuser, Straßen und Geschäfte werden – unterstützt vom Landeshauptarchiv – in einer Internet-Datenbank gespeichert. Für die 30 Zuhörer gab es am Sonnabend einen kostenlosen Kurs zum Umgang mit der Datenbank. Auf die Frage, wer sich schon mal auf die Internetseite des Vereins verirrt habe, meldeten sich zaghaft drei Gäste. Ob die Erörterungen deshalb so ausführlich ausfielen, blieb das Geheimnis des Vereinschefs. 4166 Datensätze hat der Verein schon ins Netz gestellt, jede Woche kommen 40 bis 50 neue hinzu. Auf Vorschlag einer Zuhörerin gab Jörg Möller den Suchbegriff Damaschkeweg ein. Der Computer fand 338 Datensätze. Um die Datenbank weiter vervollständigen zu können, bat Jörg Möller die Rheinsberger um ihre Mithilfe: „Es fehlen uns jede Menge Informationen zu den Häusern. Zum Beispiel, wann sie gebaut wurden, wie sie aussahen und ob sie Geschäfte oder Werkstätten beherbergten.“Auf der Suche nach Informationen wenden sich die Vereinsmitglieder an Bauämter, Museen, Bibliotheken und Zeitungsredaktionen. Von der MAZ erfuhren sie, wie viele Artikel aus den Jahren 2001 bis 2008 gespeichert sind, die das Wort Rheinsberg enthalten. Die Gäste durften am Sonnabend dreimal raten. Es waren weder 90 noch 2000, auch nicht 5000. Ein leises Raunen ging durch die Reihen, als Jörg Möller die Zahl 40 000 nannte. Zurzeit bemühen sich die Geschichtsfreunde um einen Raum, indem sie alle Materialien lagern können. Dass sie sich aber nicht nur zwischen Papierstapeln verkriechen, beweisen die vielen Projekte des Vereins. Vorträge, Ausstellungen und Veröffentlichungen gehören zum Programm, ebenso der themenspezifische Kalender zur Stadtgeschichte, den die Rheinsberger Jahr für Jahr erwerben können. Der aktuelle Kalender war bereits Anfang Dezember vergriffen. Am Sonnabend hatten die Besucher des Erzählcafés das Privileg, den Entwurf für 2011 begutachten zu können, der sich mit alten Handwerksbetrieben beschäftigt.