Drei Pfarrerinnen folgen dem Leidensweg der Sachsenhausener KZ-Insassen und machen dabei Stadion in Rheinsberg
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 26.10.2018)
Drei Pfarrerinnen haben sich auf den Weg des Todesmarsches der Sachsenhausener KZ-Insassen begeben. Am Mittwoch erreichten sie Rheinsberg.
Seit Montag sind die drei Frauen unterwegs: Marion Gardei, Andrea Richter und Anna Nguyen-Huu haben sich das Ziel gesetzt, den Weg des Todesmarsches in einer Woche zu absolvieren. Alle drei sind Pfarrerinnen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO) . Anna Nguyen-Huu ist Pfarrerin in Britz, die anderen beiden widmen sich anderen Themen wie zum Beispiel der Erinnerungskultur, zu der auch der Marsch der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen gehört. Am Mittwochabend haben sie Rheinsberg er-
Die Pilgerwanderung soll ein Bewusstsein für das Leid der Betroffenen schaffen
reicht, wo sie von der Kantorin der Kirchengemeinde, Juliane Felsch-Grunow, empfangen wurden. Ihr Weg führte sie in die St. Laurentius-Kirche, in der ihnen Thomas Theloke, ein exzellenter Kenner der Rheinsberger Kirchengeschichte, die Historie des Gotteshauses, das gerade saniert wird, näher brachte. Zweite Station war dann das Haus der Stadtgeschichte. Dort warteten bereits Peter Francke und Bodo Waldow vom Verein Stadtgeschichte auf die drei Pastorinnen. Nach der Besichtigung der Ausstellung „Dreimal Uran" ging es dann um den Todesmarsch, der 1945 auch durch Rheinsberg führte. „Leider werden es immer weniger Zeitzeugen, die den Leidensmarsch der Häftlinge erlebt haben und davon erzählen könnten", erklärte Peter Francke. Auch in Rheinsberg gab es Augenzeugen, die allerdings verstorben sind. Die Mitglieder des Rheinsberger Geschichtsvereins berichteten von den letzten Tagen des Krieges in Rheinsberg, die viel Leid über die Stadt gebracht haben. So wurde ein sowjetischer Parlamentär von einem übereifrigen Nazi erschossen. Das hatte zur Folge, dass die Stadt daraufhin bombardiert und zur Plünderung freigegeben wurde. Ein Teilnehmer des Todesmarsches, der vor Erschöpfung nicht mehr weiter konnte, wurde rücksichtslos erschossen und fand später auf dem Friedhof der Stadt seine letzte Ruhestätte. Außerdem wurde den Frauen ein Augenzeugenbericht übergeben und anhand des Stadtplanes die Ereignisse des Kriegsendes in Rheinsberg erläutert. „Am Montag sind wir in Sachsenhausen gestartet", berichtet Marion Gardei - auf Schusters Rappen und mit dem Gepäck auf dem Rücken. Unterwegs haben die Frauen mit Zeitzeugen gesprochen und Gedenkorte besichtigt. Ein interessantes Gespräch gab es in Grüneberg, wo die drei von der Pfarrerin Ruth-Barbara Schlenker empfangen wurden. In Lindow stand der Besuch des jüdischen Friedhofes auf dem Programm. Über Flecken Zechlin werden die Frauen weiter zur Gedenkstätte im Belower Wald reisen, die ihre letzte Station darstellt. Nach dem Ansinnen hinter der Aktion gefragt, berichteten die Pfarrerinnen, dass sie den Todesmarsch für christliche Gruppen und Pilger erlebbar machen möchten. „Das Schicksal dieser Menschen sollte nicht in Vergessenheit geraten", erklären sie. „Wenn man den Weg selbst geht, wenn die Füße beginnen zu schmerzen und wenn der Muskelkater sich bemerkbar macht, dann regt eine solche Pilgerwanderung vielleicht zum Nachdenken an."