Gerade erschienenes Rheinsberger Postkartenalbum der Edition Rieger entpuppt sich als echter Renner
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 13.09.2018)
Die Resonanz war überwältigend: Weit mehr als 100 interessierte Rheinsberger waren am Dienstag zum Vortrag des Vereins Stadtgeschichte in die Remise gekommen, um die Vorstellung des mit viel Spannung erwarteten Postkartenalbums zu erleben. Bereits am Eingang bildete sich eine lange Schlange von Leuten, die eines oder gleich mehrere Exemplare kaufen wollten. Am Ende hatten mehr als 100 der im A-4-Format gehaltenen Bücher den Eigentümer gewechselt. „Die Idee gab es schon lange“, berichtet Jörg Möller, der gemeinsam mit dem Karwer Verleger und Heimatforscher Günter Rieger das Buch herausgebracht hat. Doch was gut werden soll, braucht seine Zeit. Deshalb dauerte es einige Jahre, bis das Projekt in Angriff genommen werden konnte. Möller ist Philokartist, wie die Sammler von Ansichtskarten genannt werden. Die Sammlung des gebürtigen Rheinsbergers, der auch Vorsitzender des Vereins Stadtgeschichte ist, umfasst inzwischen mehr als 2000 Karten. Um einige der Karten der Öffentlichkeit näher zu bringen, entstand die Idee mit dem Buch. „Allein die Auswahl war schwierig“, berichtet Möller. Mit einem 1993 erschienenen Ansichtskartenbuch der Rheinsbergerin Karin Niemann und dem 2017 unter dem Titel „Rheinsberg – einst und jetzt“ herausgegebenen Buch der Märkischen Oderzeitung (RA berichtete) verweist Möller auf zwei Werke, die sich bereits dem Thema „Ansichtskarten“ widmeten. Deshalb sollte das neue Buch inhaltlich auch anders werden. Dieses Vorhaben scheint gelungen. Bevor der Autor am Dienstag in seinem Vortrag auf den Inhalt des Buches einging, hob Günter Rieger die Bedeutung von Rheinsberg hervor. Der Verleger, Fontane-Kenner, Buchautor, Maler und Fotograf, der mit der Herausgabe von Büchern zur preußischen Geschichte, zum Ruppiner Land und zur Heimatgeschichte seit Jahren einen wichtigen kulturellen Beitrag leistet, hat mit dem Postkartenalbum und in Zusammenarbeit mit dem Rheinsberger Geschichtsverein erneut ein Werk für die Ewigkeit auf den Markt gebracht. Unter dem Titel „Liebesgrüße aus Rheinsberg“ sind dem Inhalt zwei große Texte vorangestellt. Zum einen berichtet Günter Rieger, was Rheinsberg für ihn so einzigartig und spannend macht, und im folgenden Beitrag von Jörg Möller, informiert dieser über den Verein und die Geschichte der Ansichtskarten, die 1895 ihren Anfang erleben. Abgebildet in dem Buch sind 320 Karten aus der Zeit von 1895 bis 1989. Sie zeigen Rheinsberger Ansichten während des Kaiserreiches, während der Weimarer Republik, der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR. Die ersten Karten sind noch einfach gestaltet und nur halbseitig bedruckt. Möller berichtet, dass es allein von 1910 bis 1919 von Rheinsberg 330 Karten mit unterschiedlichen 330 Motiven und Ansichten gab, die in 35 Verlagen hergestellt wurden. „Allein 13 Verlage gab es damals in Rheinsberg“, erklärt der Referent zur Verwunderung der Zuhörer. Im Folgenden zeigte er Karten mit den unterschiedlichsten Motiven. Es ist höchst erstaunlich, was auf den Ansichtskarten abgebildet wurde: Unter dem Kapitel „Potpourris“ sind einfarbige und kolorierte Ansichten zu sehen. Aber auch Karten, die Rheinsberg aus der Luft, Straßen und Plätze, Urlauber und Patienten, die Kirche sowie das Schloss und den Park zeigen, sind in dem Buch enthalten. Möller macht darauf aufmerksam, dass der Betrachter anhand der Karten erkennen kann, wie sich die Stadt im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Zum Beispiel war die Umgebung vor 100 Jahren noch nicht so mit Wald bewachsen, wie heute. Es ist eine Exkursion durch die Geschichte. Abgebildet sind Karten mit dem Slogan „Carmol tut wohl“, der auf die in Rheinsberg hergestellte „Wundermedizin“ aufmerksam macht. Aber auch Abbildungen, die eine Handballmannschaft, das Sägewerk, den Leuchtturm, die Holländermühle, die einstige Villa Miralonda und andere Motive zeigen, haben den Weg in das farbenfrohe Postkartenalbum gefunden. Der Beifall am Ende zeigte, dass der Geschichtsverein mit seinen monatlichen Vorträgen längst eine Veranstaltungsreihe etabliert hat, die für zahlreiche Rheinsberger zu einem Pflichttermin geworden ist. So könnte auch das Postkartenalbum, das neben dem Jahreskalender, sowie den Publikationen zur Geschichte der Keramik-Produktion, zum Kernkraftwerk, dem Sanatorium und der Klinik Hohenelse zu den Veröffentlichungen des Vereins gehört, auf manchem Weihnachts- oder Geburtstagstisch landen.
Das 224-seitige Buch „Rheinsberg Das Postkartenbuch" von Jörg Möller ist in der Edition Rieger erschienen. Es kostet 25 Euro. ISBN 978-3-947259-04-5