Mehr als 130 Zuhörer kamen am Dienstagabend zum Vortrag des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg über Friedrich II.
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 16.08.2018)
Er hat in Rheinsberg nach den eigenen Worten seine glücklichsten Jahre verlebt: Preußens Kronprinz Friedrich, der spätere König Friedrich II., der auch als Alter Fritz in die Geschichte einging. Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg entführte Hans-Norbert Gast am Dienstagabend mehr als 130 Zuhörer in das 17. und 18. Jahrhundert. Die Entscheidung, die Veranstaltung diesmal nicht in der Remise, sondern in der Seehalle des Hotels der Fürst Donnersmarck-Stiftung auszurichten, war goldrichtig. Schließlich bedeutete die Teilnehmerzahl einen Rekord für die Vortragsreihe. Der Referent, der bekennender Rheinsberg-Fan ist, spannte einen Bogen von Friedrich Wilhelm I., dem Vater des späteren Preußenkönigs, über das bewegte Leben von Friedrich II. bis zur Beisetzung der sterblichen Überreste des Monarchen auf den Weinberg-Terrassen von Schloss Sanssouci. Gast berichtete über die strenge Erziehung des jungen Friedrich, der mit seiner Schwester Wilhelmine eine Vertraute besaß, über die 14 Kinder der Familie, von denen die meisten in jungen Jahren starben und andere Episoden. Dabei ging er auch auf die Langen Kerls ein, die der Soldatenkönig (Wilhelm I.) in halb Europa für seine Armee rekrutierte. Es war eine Zeitreise durch die Geschichte, bei der der Referent anhand von Bildern und zahlreichen Anekdoten das Leben des Kronprinzen, der von 1736 bis 1740 in Rheinsberg Hof hielt, und nach dem Tod seines Vaters als Kurfürst von Brandenburg und ab 1772 als König von Preußen in Berlin und Potsdam sich den Staatsgeschäften widmete. Doch davor musste er zusehen, wie 1730 sein Freund Katte hingerichtet wurde. Hans-Norbert Gast berichtete über die Krönungszeremonie und die Ehe, die Friedrich mit Elisabeth Christine von Braunschweig auf den Wunsch seines Vaters eingehen musste und die kinderlos blieb. Überhaupt schien die Ehe alles andere als glücklich. Im Weiteren ging es um die Schlesischen Kriege, in denen der König an vorderster Front kämpfte und mehrfach verwundet wurde. Berichte über gewonnene und verloren Schlachten füllen ganze Geschichtsbücher. So war Preußen nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) zur fünften Großmacht neben Frankreich, Großbritannien, Österreich und Russland aufgestiegen.
Hans-Norbert Gast spannte Bogen von Friedrich I. bis zum Tode Friedrichs II.
Aber auch Friedrich als Staatsmann, der die Geschicke Preußens lenkte und leitete, der sich teilweise fürsorglich um seine Untertanen kümmerte, den Anbau von Kartoffeln in Preußen vorantrieb, der sich mit dem französischen Gelehrten Voltaire traf und korrespondierte, blieben im Vortrag nicht unerwähnt. Gast zeigte Bilder und Gemälde, auf denen der König mit seinem Hofstaat und Vertrauten zu sehen war. Natürlich fanden auch die sonstigen Talente des Königs Erwähnung. Laut Gast war Friedrich II. als Kunstliebhaber, exzellenter Flötenspieler, Gelehrter, als Komponist zahlreicher Sonaten, als Staatsmann, Freimaurer und Militär eine der herausragenden Persönlichkeiten seiner Zeit. Friedrich II. starb am 17. August 1786 in Potsdam. Nachdem er zuerst in der Garnisonkirche beigesetzt worden war, wurde sein Sarg in der Folgezeit an unterschiedlichen Orten aufbewahrt. In der Seehalle, dem Ort der Veranstaltung, gab es am Dienstag einen Tisch mit Literatur über den König sowie einige Standbilder und Repliken des Schwarzen Adlerordens und des Pour le Mèrite, den höchsten preußischen Auszeichnungen. Auch eine Totenmaske des Königs, der am 17. August 1991, dem eigenen Wunsch entsprechend, auf dem Weinberg des Schlosses Sanssouci seine endgültig letzte Ruhestätte erhielt, war ausgestellt.