Neues Jahrbuch mit vielen Beiträgen zur Region
(aus: Märkische Allgemeine; 27.12.2017)
Die kleine Kapelle am Rande der Stadt ist das zweitälteste Gebäude von Neuruppin. Lange Zeit sah es so aus, als ob die Sankt-Georgs-Kapelle, die 1362 erstmals erwähnt wurde, verfallen wird. Denn die Fontanestadt sah sich nicht in der Lage, das Kirchlein zu retten. Doch 2004 gab es einen Hoffnungsschimmer: Ein Freundeskreis warb für Spenden zum Erhalt der Sankt-Georgs-Kapelle. Der Aufruf stieß auf große Resonant in der Bevölkerung. Inzwischen ist viel passiert. Was genau, das erfahren Leser in dem neun Jahrbuch des Landkreises, das vor einigen Tagen erschienen und in Buchhandlungen der Region erhältlich ist. Insgesamt 27 Beiträge über Ereignisse in der Region zwischen Dosse, Jäglitz und Ruppiner See hält das gut 270 Seiten umfassende Jahrbuch bereit. Gleich fünf Autoren widmen sich bislang wohl nur wenigen bekannten Geschichten, die direkt oder indirekt mit Fontane zu tun haben. Das ist natürlich kein Zufall. Schließlich feiern die Region und das gesamte Land Brandenburg 2019 den 200. Geburtstag von Theodor Fontane. Der Schriftsteller gilt nicht allein als bedeutendster deutscher Vertreter des Realismus seiner Zeit, vielmehr hat Fontane mit seinen Werken auch vielen Dörfern und Städen ein Denkmal gesetzt. Darüber hinaus gibt es in dem Jahrbuch, das sich als ein Kaleidoskop der regionalen Zeitgeschichte versteht, ebenfalls Beiträge über den Rheinsberger Geschichtsverein und das Museum des Dreißigjährigen Krieges in Wittstock, das nun schon seit 20 Jahren auf immer wieder neue Weise seine Besucher über die Auswirkungen des Krieges von 1618 bis 1648 in der Region informiert. Ein Schwerpunkt ist dabei die Schlacht bei Wittstock, bei der 1636 eine Armee von 16 000 Schweden und Schotten das zahlenmäßige größere, kaiserlichkursächsische Heer (2200 Mann) besiegte. Das Jahrbuch enthält zudem einen ausführlichen Beitrag über die Kreiskommissare und Landräte des Kreises Ruppin – angefangen mit Otto von Quast (1595-1657), der sein Amt als Kreiskommissar 1639 unter Kurfürst Georg Wilhelm antrat, als Ruppiner Kreis durch den Dreißigjährigen Krieg völlig verwüstet war, bis hin zu Friedrich von Uslar-Gleichen (1882-1945). Der einstige Amtsvorsteher in Binenwalde soll ein verarmter Landwirt gewesen sein, bevor er 1933 zum Landrat ernannt wurde. Nachdem von Uslar-Gleichen im Mai 1945 in Gildenhall von Soldaten der Sowjetarmee verhört worden war, wurde seine Leiche kurze Zeit später am Straßenrand gefunden. Die Redaktion des Jahrbuches plant, in einem der nächsten Werke auch etwas mehr über die Vorsitzenden der Räte der Kreise Kyritz, Neuruppin und Wittstock und deren Handeln zu berichten. Zeitzeugen können sich bei der MAZ melden. Wir vermitteln den Kontakt.