Tourismusinformation Rheinsberg weist Öffnungszeiten an der Eingangstür jetzt auch in Brailleschrift aus
Andreas Vogel
(aus: Märkische Allgemeine; 07.03.2017)
Rheinsberg. Als eine von wohl nur ganz wenigen Touristinformationen in Deutschland weist die von Rheinsberg seit gestern auf ihre Öffnungszeiten auch in Brailleschrift für Sehbehinderte hin. „Wir wollen nicht nur Rollstuhlfahrer und Menschen mit und Bewegungseinschränkungen gerecht werden, sondern Schritt für Schritt mehr tun, um generell dem Anspruch an eine barrierefreie Stadt gerecht zu werden", sagte Rheinsbergs Bürgermeister Jan-Pieter Rau (CDU). Rau half selbst beim Ankleben der Öffnungszeiten an der Glastür der Remise.
Rheinsbergs Behindertenbeauftragter Dieter Engler hatte zuvor empfohlen, auf welcher Höhe die Informationen angebracht werden sollten, damit diese von Sehbehinderten auch leicht mit den Fingern ertastet werden können.
Die 1825 von dem Franzosen Louis Braille erfundene Schrift besteht aus Punktmustern, die meist von hinten in das Papier oder die Folie gepresst werden, damit sie mit den Fingerspitzen als Erhöhungen leicht zu erfühlen sind. Rau kündigte gestern zudem an, dass ab dem nächsten Jahr vielleicht auch der „ Stumme Stadtrundgang" mit Hinweisen in Brailleschrift nach und nach ergänzt wird. Dabei handelt es sich um Informationstafeln für Besucher der Stadt, die ohne einen Fremdenführer Wissenswertes zu historischen Gebäuden der Rheinsberger Innenstadt erfahren wollen.
„Das ist ein gutes Signal", sagte Peter Krause, der Chef des Tourismusverbandes Ruppiner Seenland. Krause kommt als Touristiker zwar viel in Deutschland herum, aber von Hinweisen in Brailleschrift an einer Tourismusinformation hatte Krause bis gestern noch nichts gehört. Erfurt habe zwar viele Tastmodelle, um Blinden und Seh- schwachen die Orientierung zu erleichtern so Krause, aber auch in Thüringens Landeshauptstadt gibt es bislang an der Touristinfo keine Hinweise in Brailleschrift - noch nicht. Denn Krause trifft sich heute mit Touristikern aus Erfurt. Diese haben bereits Interesse gezeigt, dem Beispiel aus Rheinsberg zu folgen.
Auf die Idee für die Öffnungszeiten war Rheinsbergs Tourismusmanagerin Sigune Schmidt-Ulbrich bei einem ihrer Besuche im Haus Rheinsberg gekommen. Das Hotel der Fürst-Donnersmarck-Stiftung ist das deutschlandweit größte, das sich direkt an den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen orientiert. Es hat in 107 Zimmer mehr als 180 Betten - und ist fast ständig gut ausgelastet.