Rheinsberger Verein Stadtgeschichte hat ein Gebäude in der Seestraße gekauft und will es schon bald als Arbeits-, Archiv- und Ausstellungszentrum nutzen
Celina Aniol
(aus: Märkische Allgemeine; 05.01.2017)
Rheinsberg. Sektkorken knallen lassen - dazu haben die Mitglieder des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg mehr denn je einen Grund an diesem Silvester gehabt. Denn genau seit der Nacht des Jahreswechsels sind sie stolze Besitzerin einer Immobilie: Der Verein, der schon seit Jahren auf der Suche nach einem Gebäude war, hat das Haus in der Seestraße 22 gekauft und will schon bald einen Teil davon als sein neues Domizil nutzen. „Das Gebäude ist optimal für uns: Wir sitzen mitten in der Stadt, es ist ein geschichtsträchtiges Haus, wir haben Platz für unsere Sachen und wir können das Objekt durch Mieteinnahmen gut finanzieren", sagt der Vereinsvorsitzende Jörg Möller. Tatsächlich liegt das Gebäude an der Ecke von See- und Kirchstraße direkt gegenüber dem künftigen Rheinsberger Bürgerzentrums, unweit der Kirche, der Hauptachsen der Stadt sowie der touristischen Anziehungspunkte. „Es ist zwar kein eingetragenes Denkmal ”, sagt Möller. Doch sowohl durch seine Architektur als auch seine bisherigen Nutzer lässt sich das nach dem Stadtbrand 1740 errichtete Bauwerk, dessen Fachwerkelemente heute noch erkennbar sind und das über die Jahrhunderte Sitz verschiedener Gewerke war, selbst als historischer Fundus nutzen, schwärmt der Geschichtsforscher. Das Entscheidende sei aber, dass der Verein in dem Gebäude genügend Platz für alle seine Aktivitäten findet und die Räume nach kleinen Schönheitsreparaturen sofort belegt werden können. So können zum einen im Nebengelass nun endlich alle Schätze archiviert werden. Bislang nutzt der Verein als Gast lediglich einen Raum im Marstall. Dort gibt es mehrere Arbeitsplätze - und nur wenig Fläche für ein Depot. Deshalb ist auch der Großteil der Archivalien bei den Vereinsmitgliedern zu Hause untergebracht. „Das fühlt sich aber nicht gut an“, sagt Möller. „Wie soll ich Spendern erklären, dass ihre Kostbarkeiten bei jemanden im Wohnzimmer stehen, statt öffentlich zugänglich zu sein? " Ein Teil des Fundus' soll auch präsentiert werden. Nach dem Umzug des Bestattungsinstitutes in nebenan liegende Geschäftsräume soll in den Gewerberäumen an der Ecke des Hauses ein Ausstellungsraum geschaffen werden. „Wir wollen aber keine Heimatstube oder ein Museum im konventionellen Sinne machen“, erklärt Möller. Der Verein, der für seine akribische Arbeit an einer deutschlandweit einzigartigen Datenbank bekannt ist, setzt stattdessen auf interaktive Elemente und wechselnde Exponate, die die Rheinsberger nicht nur alle zehn Jahre in das „Haus der Stadtgeschichte", wie das Gebäude heißen soll, lockt. „Ein statisches Museum wäre langweilig. Wir wollen Erlebniswelten schaffen. " Dabei soll es vor allem um für Rheinsberg typische oder für die Stadt wichtige Themen gehen: die Keramik, die Carmol-Fabrik und das Kernkraftwerk. An die Ausstellung werden sich Arbeitsräume in einer ehemaligen Ferienwohnung anschließen. Schließlich arbeiten die rund 75 Vereinsmitglieder an vielen Projekten gleichzeitig; zudem werden sie regelmäßig von MAE-Kräften, derzeit sind es drei, unterstützt. „Das Schöne ist aber auch, dass das Haus uns die Chance einer Erweiterung bietet", sagt Möller. So können bei Bedarf das Dachgeschoss des Hauptgebäudes, in dem noch drei Mieter wohnen, oder die zweite Etage des Nebengelasses ausgebaut werden. Wie viel der Verein für die Immobilie bezahlte, auf die er über Mundpropaganda gestoßen ist, das will der Vereinschef nicht verraten. „ Ich bin vor allem aber froh darüber, dass die Frage der Betriebskosten geklärt ist." Diese könne der Verein über seine 2012 gegründete Stiftung berappen. „Wir können mit der von der Sparkasse garantierten Ausschüttung von drei Prozent keine Riesensprünge machen, es reicht aber, um das Haus dauerhaft zu bespielen. " Zum ersten Mal präsentieren will der Verein sein Domizil am Dienstag, 14. März, ab 19 Uhr.