Brian Kehnscherper
(aus: Ruppiner Anzeiger; 26.10.2016)
Der ungewollte Ehrenbürger Weltkriegsgeneral und Nationalsozialist Karl Litzmann soll Titel aberkannt werden Rheinsberg (bk) Rheinsberg hat einen unliebsamen Ehrenbürger: den General Karl Litzmann. Der Held des ersten Weltkriegs war ein großer Gegner der Weimarer Republik und trat 1929 der NSDAP bei. Die Verwaltung möchte nun einen Antrag an die Stadtverordneten einreichen, ihm die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Bisher war angenommen worden, dass Litzmann, der 1950 in Neuglobsow geboren worden ist, schon seit 1920 nicht mehr Ehrenbürger der Prinzenstadt war. Zwar war er 1915 zu einem solchen ernannt worden, hatte den Titel laut Kulturmanager Peter Böthig aber 1920 selbst wieder aufgekündigt. Hintergrund war ein Streit um die Beflaggung zur Einweihung des Rheinsberger Kriegerdenkmals. Nationale Kräfte wollten zu dem Anlass die Reichskriegs- flagge hissen. Das wurde von den Einwohnern jedoch abgelehnt. Aus Ärger darüber legte Litzmann die Ehrenbürgerschaft nieder. Wie sich nun aber herausstellte, bekam er den Titel 1933, inzwischen herrschten die Nationalsozialisten, wieder angeboten, was jedoch in Vergessenheit geriet. Nach dem Hinweis eines Historikers forschte Böthig in alten Zeitungen dazu und fand die Bestätigung. Litzmann machte als Offizier Karriere in der preußischen Armee. Im Ersten Weltkrieg schaffte er es zum Infanterie- General. Nach einer Einkesselung an der Ostfront gelang ihm bei Lowitsch bei minus 20 Grad in der Nähe der polnischen Stadt Brzeziny der Durchbruch durch die russische Front, wofür er mit dem höchsten militärischen Orden Pour le Mérite ausgezeichnet wurde. Zudem brachte ihm der Erfolg den Beinamen „Der Löwe von Brzeziny“. Nach der deutschen Kriegsniederlage war er von den Friedensbedingungen der Siegermächte schockiert. Er lehnte die Demokratie der Weimarer Republik ab und gehörte zu den deutsch-nationalen Rechten. Bei der Reichstagswahl 1932 wurde er, mittlerweile 82 Jahre alt, in den Reichstag gewählt und durfte ihn als Alterspräsident eröffnen. In seiner Rede vom 6. Dezember 1932 forderte er die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Nach der Reichstagswahl im November 1933 war er dann erneut Reichstagsabgeordneter und blieb es bis zu seinem Tod 1936.