Rheinsberg hat nicht nur für Touristen viel zu bieten, auch Einheimische können sich wohlfühlen
Jürgen Rammelt
(aus: Märker; 03.09.2016)
Die Stadt Rheinsberg lockt seit Generationen kulturinteressierte Besucher und durch ihre einzigartige Lage auch Naturliebhaber an. Ausgedehnte Wälder und versteckte Seen laden zum Wandern und zur Erholung ein. Doch ganz so still, wie Claire und Wölfchen in Kurt Tucholskys „Rheinsberg - ein Bilderbuch für Verliebte“ die Stadt im Jahre 1912 erleben konnten, ist es heute nicht mehr. Der Autoverkehr hat enorm zugenommen. Wie in der Mühlenstraße zu sehen ist, gibt es bereits Schäden an den Gebäuden, die der Stadt und den Besitzern der Häuser Sorgen bereiten. Die Anzahl der Besucher hat Dimensionen erreicht, auf die andere Städte mit Neid blicken. Daran hat zweifelsohne das Schloss großen Anteil. Aber auch andere Sehenswürdigkeiten wie der Obelisk auf dem Triangelplatz, das Denkmal des jungen Friedrich gegenüber dem Ratskeller und nicht zuletzt die nach dem Stadtbrand von 1740 nach Plänen von Knobelsdorff wieder aufgebaute Stadt mit ihren Ackerbürgerhäusern machen Rheinsberg zu einem architektonischen Kleinod. Geblieben ist ebenso der Markt mit seinen uralten Bäumen. Wer mehr über die Stadt wissen möchte, wird in der Rhinpassage fündig. Auf Tafeln wird über die Stadtgeschichte berichtet. Außerdem gibt es die Möglichkeit, an Stadtführungen teilzunehmen und einen „stummen Stadtrundgang“ zu erleben, bei dem an ausgewählten Gebäuden die Geschichte der Häuser dargestellt ist. Rheinsberg ist seit 1762 eine Stadt der Keramik. Neben den zwei noch bestehenden Manufakturen gibt es auf dem Kirchplatz ein Museum, in dem über dieses Handwerk berichtet wird. Doch was wäre Rheinsberg ohne sein Schloss, in dem der preußische Kronprinz Friedrich nach eigenen Worten „seine glücklichsten Jahre“ erlebte. Zu DDR-Zeiten als Diabetikersanatorium genutzt, gelang es in den Vergangenen Jahren durch umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die originalen Raumdekorationen aus der friederizianischen Zeit sowie die von Prinz Heinrich veranlassten frühklassizistischen Raumfassungen zurück zu gewinnen. Aber auch der märkische Dichter Theodor Fontane hat in seinen„Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ genauso wie Kurt Tucholsky mit seinem „Bilderbuch für Verliebte“ nachhaltige Spuren hinterlassen. Während vor einigen Jahren allein in der Kernstadt Rheinsberg noch über 5 000 Menschen wohnten, so sind es heute gerade noch 4 800. Seit 2003 besteht die flächenmäßig an 15. Stelle stehende Gemeinde der Bundesrepublik aus 16 Ortsteilen, in denen 8 600 Menschen wohnen. Rheinsberg ist seit 1996 „Staatlich anerkannter Erholungsort“. In der Stadt und den Ortsteilen gibt es Hotels, Pensionen, Herbergen sowie private Ferienwohnungen. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ hat Rheinsberg in den zurückliegenden Jahren umfangreiche Fördergelder erhalten, um unter Zufügung eigener Mittel bauliche Missstände zu beseitigen und die Stadt noch schöner zu gestalten. Es ist keine Übertreibung und auch kein Scherz: Wer in Rheinsberg in ein Boot steigt, der kann- vorausgesetzt er hat genügend Zeit - den Atlantik erreichen. Natürlich ist es ein weiter Weg, durch Kanäle und Flüsse die Elbe zu erreichen. Von da ist es über die Nordsee dann nur noch ein Katzensprung bis zum Ozean. Doch Spaß beiseite. Die Natur und Landschaft rund um Rheinsberg sind ein Eldorado für Wassersportler und alle, die gern im Wasser Erfrischung suchen. Allein 70 mehr oder weniger große Seen laden in der Umgebung zu Fahrten mit Schiffen und Booten, zum Schwimmen und Baden ein. Neben dem historischen Strandbad am Grienericksee gibt es in den Ortsteilen Zechlinerhütte, Flecken Zechlin sowie in Groß- und Kleinzerlang Badestellen, die jedes Frühjahr überprüft werden, wo allerdings kein Bademeister oder Rettungsschwimmer aufpasst. Das Besondere an den Seen ist, dass es sich dabei um Gewässer mit einer guten Wasserqualität handelt, wie zum Beispiel der Wittwesee, die sprichwörtliche Badewanne der Rheinsberger. Ein besonderes Erlebnis bietet eine Fahrt mit einem Motorschiff der Reederei Halbeck. Los geht es immer am Bollwerk in der Seestraße, wo auch die Nixen von Tony Torrilhon, einem ein heimischen Grafiker und Holzbildhauer, ein beliebtes Fotomotiv sind. Von hier aus geht es über den Grienericksee durch einen Kanal und über den Rheinsberger See mit der sagenumwobenen Remusinsel in Richtung Zechlinerhütte sowie nach Prebelow und wieder zurück. Wer selbst einmal Kapitän sein möchte, kann sich natürlich auch ein Motorboot ausleihen. Möglichkeiten dazu gibt es in Rheinsberg, in der Marina Wolfsbruch in Kleinzerlang und am Maritimhotel. Bis 15 PS Motorleistung bedarf es nicht mal eines Bootsführerscheins. Nach einer kurzen Einweisung kann die Besatzung in See stechen. Selbstverständlich ist auch an diejenigen gedacht, die es ruhiger mögen. Sie können wählen, ob sie sich mit einem Kanu, einem Kajak, einem Ruderboot oder mit einem Wassertreter auf Tour begeben möchten. Wo es Seen und Kanäle gibt, da gibt es auch Fische. Daher ist die Umgebung von Rheinsberg ein beliebtes Angelrevier. In den Seen tummeln sich Hechte, Zander, Barsche, Plötzen, Aale und Maränen. Wer besonderes Glück hat, kann unter Umständen sogar einen Wels fangen. Natürlich benötigt man eine Angelberechtigung. Die erhält man beim Fischer in Rheinsberg oder in Flecken Zechlin. Doch wem das Angeln fremd ist, der findet Fischgerichte in nahezu jeder Gaststätte.