Über die Chronik des Walter Teßner
Brian Kehnscherper
(aus: Ruppiner Anzeiger; 26.07.2016)
Rheinsberg (RA). Der Rheinsberger Walter Teßner veröffentlichte vor 88 Jahren seine Chronik über die Prinzenstadt. Seine Tochter ist dem Vereins Stadtgeschichte noch heute eng verbunden. Regelmäßig spendet sie der Stiftung Geld. Nun will sie den Hobby-Historikern das Arbeitszimmer ihres Vaters vermachen. Rosemarie Teßner ist inzwischen mehr als 90 Jahre alt. Einen Teil ihrer Kindheit hat sie in Rheinsberg verbracht, bis ihr Vater 1933 als Konrektor nach Wittenberge zog. Walter Teßner wurde 1890 in der Prinzenstadt geboren. Nach der Knaben-Mittelschule und der Präparanden-Anstalt in Neuruppin besuchte er von 1908 bis 1911 das Königliche evangelische Lehrer-Seminar. Anschließend war Teßner als Lehrer in seiner Heimatstadt tätig. In jenen Jahren verfasste er auch sein Werk zur Historie Rheinsbergs. „Die Chronik ist inhaltlich sehr gut“, befindet Jörg Möller, Vorsitzender des Vereins Stadtgeschichte. Vorangegangene Werke befassten sich vor allem mit der Zeit des18. und 19. Jahrhunderts. Teßner gräbt tiefer weiter in der Vergangenheit. Er geht auf die mögliche Besiedlung der Slawen - auch Wenden genannt - ein, behandelt die Besiedlung Rheinsbergs durch die christlichen Grafen von Ruppin, schildert Fehde- sowie Ritterwesen und bringt Licht ins Dunkel um die Sage der Remus-Insel. Auf dieser soll Remus, laut Legende Mitbegründer Roms, begraben worden sein. 1945 wurde die Chronik jedoch beschlagnahmt. 1960 zog Walter Teßner zu seinen Töchtern nach Rosenfeld in Süddeutschland, wo er 1986 starb. Als Rosemarie Teßner Rheinsberg nach langer Zeit wieder besuchte, merkte sie, wie sehr die Menschen dort nach Traditionen suchen. Das regte sie an, die alten Aufzeichnungen ihres Vaters wieder zu veröffentlichen. 1993 erschienen schließlich Nachdrucke der Teßner-Chronik. Bis heute führt die Tochter die Heimatliebe und Geschichtsverbundenheit ihres Vaters fort. „Rosemarie Teßner ist eine große Förderin des Vereins Stadtgeschichte“, so Jörg Möller. Sie schenkte den Hobby-Historikern nicht nur das Originalmanuskript der Chronik. Die Rentnerin spendet auch regelmäßig der Stiftung des Vereins. So war es keine Frage, sie zum Ehrenmitglied zu ernennen. „Sie hat noch das Arbeitszimmer ihres Vaters und lässt es aufarbeiten, um es dem Verein zu übergeben“, so Möller. Ihrem Vater hätte das sicher gefallen. Kehrt doch ein Stück von ihm in die Stadt zurück, die er so sehr liebte. Seiner Tochter sendete er einmal folgende Zeilen: „Liebe Rosemarie, ich schrieb dieses Buch aus Liebe zu meiner Heimat und aus Freude am Forschen und Erkennen. Jeder rechtschaffene Mensch muss eine Heimat haben, neben der natürlichen auch eine geistige, wo er immer verstanden wird. Wunderbar ist es wo geistige und natürliche Heimat eng miteinander verbunden sind.“