Im Mai 1966 ging der Reaktor des KKW Rheinsberg in Betrieb/ Der Rückbau dauert nunmehr 21 Jahre
Brian Kehnscheper
(aus: Ruppiner Anzeiger; 07.05.2016)
Rheinsberg (RA). Vor 50 Jahren wurde das Rheinsberger Kernkraftwerk (KKW) angeschaltet. Es war das erste, das auf deutschem Boden ans Netz ging. Am Montag wird dieses Jubiläum gefeiert. Der Rückbau der Anlage wird noch gut ein Jahrzehnt dauern. Lange war das Kraftwerk das Aushängeschild Rheinsbergs. Bevor das Schlossareal nach der Wende zu einem Musenhof umgewandelt worden ist und Touristen für Opernaufführungen und Konzerte in die Stadt strömten, war sie vor allem als Standort des ersten deutschen Kernkraftwerks bekannt. 1990 wurde die Anlage wegen erheblicher Sicherheitsbedenken abgeschaltet. Fortan war das KKW vor allem eine radioaktive Altlast. 1995 begann der Rückbau. Auch wenn inzwischen alle Aktiven Elemente entfernt worden sind, sind Teile der Anlage kontaminiert. Für die beteiligten Ingenieure und Arbeiter stellt der Rückbau eine Herausforderung dar. Er findet unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Bevor Teile demontiert werden, sind mitunter monatelange Planungen vonnöten. Mittlerweile geht der Rückbau in die Endphase. In den kommenden Jahren wird der Reaktorblock durch ein Stahlkorsett gestützt. Dieses soll die 'Tragfähigkeit des Gebäudes sichern, während im Innern Wand um Wand und Leitung um Leitung abgetragen werden. Voraussichtlich 2025 sollen die Arbeiten beendet sein. Ungewiss ist indes die Zukunft des Verwaltungsgebäudes. Eigentlich soll es erhalten bleiben. Für Jörg Möller, der für die Demontage vor Ort verantwortlich zeichnet, ist dies aber nur sinnvoll, wenn es eine Nachnutzung gibt. Ein Museum kommt für ihn nicht infrage. Die Anlage ist zu abgelegen. Zudem plant der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg, eine Ausstellung zum KKW in der Prinzenstadt einzurichten. Noch sind keine passenden Räumlichkeiten dafür gefunden. Für Möller selbst ist das Kraftwerk ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens. Sein Vater baute die Anlage mit auf und arbeitete dort. Möller trat in seine Fußstapfen. Seit 21 Jahren leitet er den Abriss. (Seite 5)