250-jährige Geschichte des Rheinsberger Scherbens soll in den Fokus gerückt werden
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 08.10.2012)
Rheinsberg: Große Pläne haben Hendrik Schink und der Rheinsberger Heimatverein, Rheinsberg als Keramikstadt noch weiter in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Am Sonnabend kamen mehr als 30 Rheinsberger und Gäste ins Café Tucholsky, um mehr zu erfahren.
Hendrik Schink leitet das Keramikmuseum in Rheinsberg. Sein Ziel ist es,Kompetenzzentrum für Keramik zu etablieren,in dem die mehr als 250-jährige Geschichte des Rheinsberger Scherbens im Mittelpunkt steht.Es gelte ein Netzwerk zu schaffen, an dem alle mit der Keramik verbundenen Betriebe,Einrichtungen und Handwerker beteiligt sind.Mit der Carstens-Keramik,der Dornbusch-Keramikmanufaktur sowie den Keramikkünstlern Karl Fulle und Hendrik Schink stehe die Stadt auch heute noch in der Keramiktradition. Ein Antrag auf Fördergeld aus dem Leader-Programm ist gestellt.
Ab April 2013 sei in der Remise eine Ausstellung über 250 Jahre Keramik in Rheinsberg geplant,berichtete Hendrik Schink am Sonnabend.Dazu soll auch ein Katalog erscheinen. Schink,der selbst für seine Stücke aus Achat-Porzellan bekannt ist,erzählte außerdem: Auf dem Rheinsberger Kirchplatz könnte eine größere Skulptur stehen, die nicht unbedingt aus Keramik sein muss.
Doch das sind längst nicht alle Ideen vom Heimatverein um seinen Vorsitzenden Robert Franck:Gedacht ist an einen Skulpturenpfad oder-park mit Exponaten aus Keramik. Auch der jährliche Töpfermarkt soll fester Bestandteil des Projektes sein.Hendrik Schink könnte sich auch vorstellen,dass auf dem Kreisel aus Richtung Zühlen eine riesige Teekanne aus Buchsbaum oder Efeu auf die Keramikstadt Rheinsberg aufmerksam macht.
Außerdem könnte ein sogenannter Keramikkompass im Stadtzentrum auf die Vernetzung mit anderen Standorten der Keramikgeschichte wie Wesenberg,Rathenow oder Marwitz hinweisen.Und das Innere der Feldsteingrotte im Schlosspark könnte wie zu Hofzeiten wieder mit farbiger Keramik ausgestaltet werden.
Dass das alles keine Spinnerei ist, unterstrichen Christel Titze-Manigk vom Rheinsberger Keramikhaus und Hans-Jürgen Naundorf,der Geschäftsführer der Firma Dornbusch-Keramik.So bezeichnete Titze-Manigk den auf Initiative ihres Hauses hergestellten Jahresbecher als einen großen Erfolg.Sowohl der im vorigem Jahr von Karl Fulle geschaffene Becher,als auch die 2012er Auflage von Martin Möhwald habe zahlreiche Liebhaber gefunden.
Hans-Jürgen Naundorf präsentierte die von seiner Firma hergestellte Gedenkmedaille anlässlich des Friedrichjahres, die als brauner Scherben in limitierter Auflage auf die Geschichte der Rheinsberger Keramik hinweist. Außerdem zeigte Naundorf eine Kachel,die für einen Keramikpfad gedacht ist,der einmal durch die Stadt zu den wichtigsten Standorten der Keramikproduktion führen soll.
Vor der Präsentation hatte Dagmar Hülsenberg,die einst an der Technischen Universität Ilmenau lehrte,eine Publikation über ein Gutachten vorgestellt,das der damals 22 Jahre alte Alexander von Humboldt 1792 im Auftrag der preußischen Regierung über die Rheinsberger Steingutproduktion angefertigt hatte.