Rheinsbergs Stadtverordnete haben bei einem Besuch im künftigen Bürgerzentrum Zeitungen von 1907 entdeckt
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 12.09.2014)
Über einen historischen Fund freuen sich die Mitglieder des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg. Als die Rheinsberger Stadtverordneten vor wenigen Tagen das im Bau befindliche Bürgerzentrum an der Seestraße besuchten,entdeckten sie in einem Raum des einstigen Hotels"Zum Kronprinz" mehrere Ausgaben von alten Zeitungen,die als Makulatur an der Decke klebten.
Für Jörg Möller,den Vorsitzenden des Stadtgeschichtsvereins,war sofort klar,dass dieser Fund etwas ganz Besonderes ist.Noch vor Ort wurde festgestellt,dass es sich um Ausgaben der Rheinsberger Zeitung und Märkischen Zeitung aus den Anfangsjahren des vorigen Jahrhunders handelt."Die Rheisberger Zeitung vom 27.April 1907 wäre dann die zweitälteste Ausgabe, die der Verein besitzt",sagt Möller.
Jochen Hochsieder,Leiter der Rheinsberger Restauratorengemeinschaft,versprach sofort seine Unterstützung beim Sichern des Fundes. Inzwischen steht ein Gerüst unter der Decke,die Zeitungen werden gelöst."Doch in einem Fall kamen wir zu spät",erzählt Möller.Ein Teil des Deckenputzes hatte sich gelöst und lag in Stücken auf dem Boden. Die Restauratorinnen Sandra Bothe und Ute Gimajew machten sich sofort daran,die Einzelteile umzudrehen und die Zeitungsfragmente mit Wasser anzuweichen.Danach sammelten sie die Teile ein, um das Puzzle wieder zusammenzufügen.Mit Japan-Papier wurden die Zeitungfragmente gesichert,von der Decke gelöst und vorsichtig von Putzresten befreit. Auch ein Stück Stoff, vermutlich der Rest einer Markise, die möglicherweise das Hotel "Zum Kronprinz" schmückte,wurde bei der Aktion gerettet. In den Zeitungen konnte Sandra Bothe sogar schon einiges lesen.So wird in einem Beitrag ein Nachtwächter gesucht und in einer der Annoncen für Zahnersatz geworben.
Der Fund gibt aber auch Rätzel auf: Da die Vorderseiten der Zeitungen noch sehr gut erhalten ist,gehen die Restauratorinnen davon aus,das es bei der Renovierung um 1910 eine Planänderung gegeben haben muss.Ursprünglich sollte die Zeitung wohl als Grundierung für Tapeten dienen.Doch Tapeten- oder Leimreste wurden nicht gefunden.Neben der Rheinsberger Zeitung wurden auch Teile der Märkischen Zeitung,dem Vorläufer der späteren Märkischen Volksstimme und heutigen MAZ,vom November 1907 gerettet.
Der Verein Stadtgeschichte ist daran interessiert,dass diese Stücke nicht verloren gehen."Wer also auf dem Boden oder hinter Balken und Tapeten etwas findet,der kann sich bei uns melden",so Möller."Unser Verein freut sich über jedes noch so kleine Stück Stadtgeschichte,egal ob als Dauer-oder Leihgabe."
Für die jetzt gefundenen Zeitungsfragmente haben Möller und die Vereinsmitglieder bereits eine Idee.Die Papierreste könnten später im neuen Bürgerzentrum ausgestellt werden und so aus der Geschichte des Hauses erzählen.