Alexander von Humboldt war 1792 einen Tag in Rheinsberg
Jürgen Rammelt
(aus: Märkische Allgemeine; 09.10.2012)
Rheinsberg: Alexander von Humboldt hat nicht nur die Kontinente und zahlreiche Länder bereist. Auch in Rheinsberg ist der bekannte Wissenschaftler gewesen- noch bevor er berühmt wurde. Über seinen eintägigen Besuch im Frühjahr 1792 wird jetzt in einem Buch berichtet, das am Sonnabend im Café Tucholsky vorgestellt wurde. Erschienen ist das von Dagmar Hülsenberg und Ingo Schwarz unter Mitarbeit von Eberhard Knobloch und Romy Werther verfasste Werk im Berliner Akademie-Verlag.
Begrüßt wurden die 35 Zuhörer vom SPD-Landtagsabgeordneter Manfred Richter, der im Auftrag des verhinderten Vorsitzenden des Heimatvereins, Robert Franck, die Buchpräsentation eröffnete. Dagmar Hülsenberg, früher Professorin an der Technischen Universität Ilmenau, war extra aus Thüringen angereist, um den Rheinsbergern das Werk vorzustellen.
Sie berichtete, dass der damals erst 22Jahre alte Alexander von Humboldt im Frühjahr 1792 von der preußischen Regierung beauftragt wurde, die Rheinsberger Keramikproduktionsstätte von Carl-Friedrich Lüdicke zu besichtigen. "Das Ergebnis sind 32 handschriftliche Seiten", erzählte die Keramik-Ingenieurin. In mühsamer Arbeit hat sie die Schriftstücke entziffert und in ihrem Buch bearbeitet.
Sieschilderte, dass Humboldt bereits vor seiner Berufung zum Asessor Aufträge zum Begutachten von Bergbauhütten und Hammerwerken sowie der Herstellung von Porzelan erhielt und mit einem profanen Wissen glänzte. Das sollte er in Rheinsberg anwenden." Damals befand sich das Geschäftshaus der Firma Lüdicke an der Ecke See-/Königstraße", so die Referentin. Sie hat einen Plan des späteren Neuruppiner Stadtarchitekten Bernhard Brasch davon gefunden. Er zeigt eine Glasurmühle, die Lüdicksche Produktionsstätte sowie Lagerräume für Holz und Torf. " Am 30. Januar 1787 gab es in Rheinsberg den ersten erfolgreichen Steigutbrand", sagte Hülsenberg. Das Geheimnis bei dieser Arbeit lag in der Zusammensetzung der Masse, die aus Ton, Kreide und gemalenen Feuersteinen bestand. Verwundert zeigten sich die anwesenden Rheinsberger, als Hülsenberg berichtete, dass die Feuersteinknollen auf den Rheinsberger Felder von Kinder gesammelt wurden. In einer Hollender-Mühle wurden sie dann zerkleinert.
In seinem Gutachten schrieb Humboldt sowohl über die Zusammensetzung der Masse, als auch über den Produktionsprozess. " Allerdings gab es wenig Aussagen zum drehen und zum Trocknen der Rohware", erklärte die Fachfrau. Dafür fand sie in den Archiven Zeichnungen über neue Brennöfen, die von der Firma Lüdicke angefertigt wurden, um vermutlich Geld für den Bau zu bekommen.
Bereits Humboldt hatte festgestellt, dass das verwendete Holz oftmals zu nass war und ein Großteil der Wärme zum Trocknen des Brennstoffes verloren ging. Erwähnung fand auch, dass später Torf zum Heizen verwendet wurde, das vermutlich aus Köpernitz stammte.
Bereits 1792 gab es in der Firma Lüdicke fünf Brennöfen, drei für Steinguterzeugnisse und zwei für Fayencen, die sich großer Beliebtheit erfreuten.