Gedenk-Ecke auf dem Friedhof geplant
Carsten Schäfer
(aus: Märkische Allgemeine; 09.09.2011)
RHEINSBERG
Was passiert mit den Gräbern von prominenten Rheinsbergern, wenn die Liegezeit abgelaufen ist? Und wer erklärt den heutigen Bürgern und den Touristen, wem die großen, auffälligen Grabstätten auf den beiden Friedhöfen der Kernstadt gehören? Der Verein Stadtgeschichte will mit einem neuen Projekt Antworten auf diese Fragen geben. Am Mittwochabend hat er es dem Ortsbeirat der Kernstadt vorgestellt.
Der Verein plant, einen zwei Meter breiten Streifen am Rand des kirchlichen Friedhofs in Rheinsberg zu pachten. Er befindet sich an der Mauer zu den Gebäuden an der Schlossstraße. Dort sollen Grabplatten und Grabsteine aufgestellt werden, die nirgendwo anders einen Platz haben. Außerdem soll dort eine Infotafel entstehen, die erklärt, an wen die Grabsteine erinnern - und die zeigt, wo die Gräber von bekannten Persönlichkeiten auf dem kirchlichen Friedhof zu finden sind. Die Fläche wird die Kirche kostenlos zur Verfügung stellen, darauf habe man sich bereits verständigt, sagte der Vereinsvorsitzende Jörg Möller.
Hintergrund für das Projekt ist ein Geschenk, dass der Verein vor einiger Zeit bekam. Es handelt sich um die Grabplatte des Leibarztes von Prinz Heinrich, ein mal zwei Meter groß, aus Gusseisen und 400 Kilo schwer. "Das ist nichts für die Archivschublade", sagte Möller. Die Platte mit der Erinnerung an den 1809 gestorbenen I.F.B. Krumteich liegt bereits provisorisch auf der für die Gedenkecke vorgesehenen Fläche. Der Verein will sie allerdings senkrecht aufstellen lassen. Neben der Platte wäre dann Platz für weitere Grabsteine, rundherum soll ein Kiesbett für einen ansprechenden Anblick sorgen.
An den noch vorhandenen prominenten Grabstätten sollen zudem kleine Tafeln darüber informieren, wer dort begraben ist. Zwei Gräber hat Jörg Möller dafür schon im Auge: Das des Rheinsberger Arztes und Ehrenbürgers Martin Henning und das der Familie des Gründers der Carmol-Werke, Rudolf Poscich. Jörg Möller will sich dafür einsetzen, dass sie erhalten bleiben. Dann müssten sie allerdings auch gepflegt werden, der Zustand jetzt sei schlecht. "Was den Zustand der Gräber angeht, schreiben wir uns als Stadt kein gutes Zeugnis aus", sagte er. Den Großteil der Kosten für das Projekt bekomme der Verein über Sponsoren, sagte Möller. Sie geben nicht nur Geld, sondern helfen auch mit ihrer Technik beim Umbau der Fläche. Trotzdem bleibe eine Finanzierungslücke von rund 1000 Euro. Die wird der Ortsbeirat nun decken, sogar bis zu einer Summe von 1500 Euro. Das beschloss das Gremium am Mittwoch.
Wann die Gedenkecke gebaut wird, steht noch nicht fest. Der Verein weiß auch noch nicht, wie er mit ähnlich bedeutsamen Gräbern auf dem städtischen Friedhof umgehen will. Möller plädiert dafür, keine zweite Gedenkecke zu bauen, sondern die Grabsteine vom städtischen Friedhof ebenfalls auf der Fläche auf dem kirchlichen unterzubringen.