Führung und Vortrag zur Geschichte des Muschelsaals im Rheinsberg Schloss
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 13.07.2015)
Wie viel die Restaurierung des Muschelsaals im Rheinsberger Schloss kosten wird, dass konnte Sandra Bothe nicht sagen. „In jedem Fall wird es noch eine Weile dauern, bis der einstige Festsaal wieder in alter Schönheit betrachtet kann“, erklärte die Diplomrestauratorin am Sonnabend ihren Zuhörern.
Mit 17 Besuchern hatte der von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten angebotene Vortrag über die Nutzungsgeschichte und die gegenwärtige Restaurierung des Festsaals im Rheinsberger Schloss eine gute Resonanz gefunden. Bevor es jedoch in den von Prinz Heinrich im Jahr 1769 gestalteten Raum ging, entführte Sandra Bothe ihrer Zuhörer in die Schlossküche.
Anhand von Lichtbildern ging die Restauratorin dann auf die laufenden Arbeiten ein. Sie berichtete, dass zuerst der Saal mit seiner reichen Ausstattung restauratorisch untersucht und die Ergebnisse dokumentiert wurden. „Früher wurde der Raum auch Marmorsaal genannt“, berichtete die Fachfrau. „Erst 1843, taucht in einer Inventarliste der Name Muschelsaal auf.“
Mit seinen kunstvollen Basreliefs, den Wandpfeilerspiegeln, auch Trimeaux genannt, den Türen mit den Medaillons, den Kronleuchtern und dem Tafelparkett gehörte der Festsaal zu den am aufwändigsten gestalteten Räumen im Schloss. „Sehr deutlich ist der Übergang vom Rokoko zum Klassizismus zuspüren“, sagt Bothe, die anhand der Lichtbilder die Schönheit wirken lässt.
Sie verweist auf den Architekten Carl Gotthard Langhans (1732 - 1808) und Bauinspektor Carl Wilhelm Hennert (1739 - 1800) die im Auftrag von Prinz Heinrich den Festsaal gestalteten. Dazu gehört auch die Ausstattung, die wegen der Restaurierungsarbeiten im Moment nicht zu sehen ist. Dazu gehören ein kunstvoll gestalteter Ofen, vier Konsoltische, Kronleuchter und vor allem die Muschelbouquets an den Decken.
Auf Letztere eingehend, erläutert die Restauratorin, dass diese aus Muscheln, Schnecken, Korallenimitaten und Kieseln bestehenden Kunstwerke in mühevoller Arbeit gereinigt wurden. Dazu kamen ganz gewöhnliche Wattestäbchen zum Einsatz. „Es gibt zahlreiche Fehlstellen, die ergänzt werden müssen“, erklärt Sandra Bothe. Aber das betrifft den ganzen Raum, dessen aus Blättern und Blütengirlanden bestehende Stuckornamente früher vergoldet und später bronziert worden sind.
Natürlich geht die Restauratorin mit ihren Zuhörern anschließend auch in den Muschelsaal, in dem eine riesige Plattform den Blick zur Decke versperrt. „Das ist unsere Arbeitsbühne“, erklärt Sandra Bothe, die mit noch weiteren Kolleginnen und Kollegen den Festsaal in alter Schönheit herrichten möchte. Aber es gibt auch eine etwas größere Luke, durch die die Teilnehmer einen Blick auf die Muschelbouquets, die Blüten und Ranken werfen können.
Sandra Bothe lässt offen, wenn der Raum fertig ist. Auf jedem Fall verweist die Restauratorin auf die „Lange Nacht der Künste“ im November. „Dann sind wir ein ganzes Stück weiter und vielleicht kann dann der Raum schon wieder ohne Arbeitsbühne betrachtet werden.“ Aber bis der Stuckmarmor an den Wänden wieder in alter Schönheit strahlt sowie die Türen, Spiegel und vor allem das neue Tafelparkett dem Festsaal schmücken, wird noch geraume Zeit vergehen.