Die Besucher Rheinsbergs können beim stillen Stadtrundgang etwas über ausgewählte historische Gebäude erfahren
Brian Kehrscherper
(aus: Ruppiner Anzeiger; 12.11.2014)
Wer etwas zur Geschichte Rheinsbergs und über die prägendsten Bauwerke erfahren möchte, ist nicht zwingend auf einen Touristenführer angewiesen. Beim stillen Stadtrundgang können Gäste die Stadt selbst erkunden. Auf Schautafeln und mit QR-Codes gibt es Infos zu historisch bedeutenden Gebäuden. Der RA hat den Stadtrundgang ausprobiert.
Wer nicht ortskundig ist, wird nicht umhin kommen, doch einen klassischen Anlaufpunkt für Gäste der Stadt aufzusuchen: In der Touristinformation gibt es kostenlose Broschüren, in denen die Gebäude verzeichnet sind, zu denen der stumme Stadtrundgang führt. Zehn Gebäude sind in der Karte rot markiert. Sie alle erzählen ein Stück der Geschichte der Prinzenstadt. Einige können sogar von innen erkundet werden. Der kürzeste Weg von der Touristinfo zum ersten Anlaufpunkt führt über den Triangelplatz zum Ratskeller. Auf einer metallenen Infotafel erfährt der Leser, dass das Haus nach 1740 errichtet worden ist, ab 1744 als "prinzlicher Keller" geführt wurde, ab 1792 das Zolldepartment mit Ratsstube und -waage dort untergebracht war und ab 1886 von Franz Otto als Hotel "Zum Ratskeller" geführt wurde. Auch dass Theodor Fontane und Kurt Tucholsky im Ratskeller schon ein Bierehen hoben, geht aus der Infotafel hervor.
Im Frühjahr diesen Jahres sind die ersten Tafeln des Rundgangs enthüllt worden. Der Verein Stadtgeschichte hatte das Projekt initiiert und umgesetzt. Die Hobby-Historiker trugen die Fakten zusammen und erarbeiteten den Inhalt der Schilder. Nach
Vorgaben der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft wurde ein einheitliches Layout entwickelt. Jede Tafel enthält die wichtigsten Informationen zu den jeweiligen Gebäuden in Deutsch und auf Englisch, ein historisches Foto und eine Standortkarte. Zudem sind in den unteren rechten Ecken QR-Codes angebracht. Die verpixelten Bilder können mit internetfähigen Handys gescannt werden und verlinken den Nutzer auf die Seite des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg. Dieser Service ist das einzige Manko des stummen Stadtrundgangs. Denn prinzipiell ermöglichen die QR-Codes dem Nutzer, tiefergehende Informationen oder Anekdoten zu den Gebäuden zu erhalten. Dieses Potenzial wird bisher aber nicht genutzt. Die Nutzer landen bei jedem Schild auf derselben Seite des Vereins Stadtgeschichte.
Doch für eine kurzweilige Tour durch Rheinsberg sind die Schilder allemal geeignet. Vom Ratskeller sind es nur wenige Meter zur nächsten Sehenswürdigkeit des Rundgangs - dem Kirchplatz. Dort erwartet die Stadterkunder gleich ein Ensemble an Bauwerken. An der Nordseite der Kirche, die um 1250 erbaut wurde und das älteste Gebäude der Stadt ist, steht die Alte Schule. Der Fachwerkbau ist 1743 errichtet worden. 1836 erhielt er einen weiteren Flügel. Der mittlere Gebäudeteil ist aber 1945 durch einen Bombentreffer zerstört worden. Seit der Sanierung im Jahr 2004 wird das Haus für altersgerechtes Wohnen genutzt.
Die Strecken des Stadtrundgangs sind kurz. Von der alten Schule sind es keine 200 Meter zum Bürgerhaus in der Langen Straße, das durch seine windschiefe Bauweise ins Auge springt. Auf dem Weg dorthin kommen Interessierte an zwei weiteren Sehenswürdigkeiten in der Schlossstraße vorbei. Über die Kurt-Tucholsky-Straße geht es auf die Königsstraße. Im Eckhaus mit der Nummer 5 wurde im frühen 20. Jahrhundert die Rheinsberger Zeitung hergestellt, wie das Schild verrät. Auf den Weg zurück ins Stadtzentrum führt der Stadtrundgang an dem Gebäude Am Markt 5 vorbei. Das Amtsgericht hatte seinen Sitz an der Adresse. Und schon ist der Rundgang fast wieder am Ausgangspunkt angekommen.
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OBEN: Überflüssig: Die Internetseite, auf die der QR-Code führt, enthält keine vertiefenden Angaben. Screenshot: Brian Kehrscherper
RECHTS: Analog und digital: Auf Infotafeln sind Angaben zur Historie von zehn prägnanten Rheinsberger Gebäuden enthalten. Der QR-Code führt auf die Seite des Vereins Stadtgeschichte. Foto: Brian Kehnscherper