In Rheinsberg geben Tafeln die Geschichte außergewöhnlicher Häuser preis
Regina Buddecke
(aus: Märkische Allgemeine; 15.05.2014)
Hobbyhistoriker, Architekturliebhaber, Geschichtensammler - sie alle kommen in Rheinsberg auf ihre Kosten. Vor Kurzem sind die ersten Tafeln des stummen Stadtrundganges enthüllt worden. Touristen können bei diesem städtischen Projekt auf eigene Faust zehn historische Gebäude der Rheinsberger Innenstadt entdecken, einige nur von außen, andere auch von innen. Häuser erzählen Geschichten - und das 24 Stunden am Tag", sagt Sandra Bothe, die die Informationstafeln mitentwickelt hat.
Zum Beispiel das Ensemble am Kirchplatz. Neben der St.-Laurentius Kirche, die teilweise noch die alten Feldsteine sehen lässt, steht die Alte Schule, ein liebevoll renovierter Fachwerkbau, der an den Charme alter Zünfte erinnert. Im angrenzenden Ratskeller werden wie eh und je die Humpen gehoben. Sowohl 1744 im "prinzlichen Keller", wie das 1982 abgerissene Gebäude damals hieß, als auch im Nachbau aus dem Jahr 1984. Auch Theodor Fontane und Kurt Tucholsky zählten zu den Gästen.
Ein reizendes Kleinod ist das Bürgerhaus in der Langen Straße 40. Etwas windschief sitzen die Fenster im alles andere als schnurgeraden Fachwerk. Es wurde 1778 errichtet, so erfährt der Besucher von der Tafel, in Deutsch und in Englisch. Dazu gibt es Informationen über die Geschichte des Hauses, die Renovierung oder ehemalige Bewohner.
Eine Standort-Karte sowie ein historisches Foto runden die kleine Geschichtsstunde ab. "Wir haben uns bemüht, die wichtigsten Informationen auf das Schild zu bekommen", so Bothe, die als Mitstreiterin im Verein Stadtgeschichte Rheinsberg und als Restauratorin gleich zweifaches Interesse an den schönen Bauten hat. Für jedes Gebäude im Stadtkern gibt es bereits einen Datensatz, der ständig erweitert wird.
Alte Zeitungsausschnitte und Ansichtskarten, historische Fotos, Tonscherben und andere Fundstücke bilden eine Fundgrube - nicht nur für den stummen Stadtrundgang, sondern auch für die Ausstellung in der Remise am Triangelplatz, die noch bis Ende Oktober besichtigt werden kann. "Perspektivisch möch-
ten wir für jedes Haus in der Altstadt solche eine Tafel erstellen" , so Bothe.
Anfragen von Hausbesitzern gebe es schon einige. "Eigentlich verdient fast jedes Haus im Stadtkern so ein Schild", sagt die Restauratorin über die bemerkenswerte, teils denkmalgeschützte, städtische Architektur. Den Flyer zum stummen Stadtrundgang erhält der interessierte in der Tourist-information der Prinzenstadt. In ihm sind auch die Stationen des noch im Aufbau befindlichen Keramikpfads eingezeichnet. "Das wäre schön, die beiden Rundgänge irgendwann zu kombinieren" , so Sandra Bothe.
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Sandra Bothe vor dem Schild Schloßstraße 1.
FOTO: REGINE BUDDEKE