Schlosskustos hat minimalistische Ausstellung konzipiert/Tucholsky-Museum zeigt Friedrich-Bild in alten Schulbüchern und Briefe zum Denkmalbau
Carsten Schäfer
(aus: Märkische Allgemeine; 06.08.2012)
RHEINSBERG
Er könne eine Friedrich-Ausstellung mit nur zehn Exponaten machen, hatte Schlosskustos Detlef Fuchs versprochen. 13 sind es geworden, und trotzdem ist die Friedrich-ohne-Ende-Schau im Schloss minimalistisch angelegt. Das allerdings nimmt ihr nicht die Kraft – wenn man die Exponate denn gefunden hat. Für die ersten Besucher erwies sich der Weg durch die Schlossräume am Sonnabend noch als etwas schwierig zu finden.
Detlef Fuchs hat für eine Ausstellung in Rheinsberg zum Friedrichsjahr gekämpft, erzählte er bei der Vernissage am Sonnabend. Für ihn kann es ein solches Jahr ohne Rheinsberg nicht geben. Nach einem Jahr im Schloss am Grienericksee habe der Kronprinz gesagt, falls er nun sterbe, solle man „Hier liegt einer, der ein Jahr gelebt hat“ auf seinen Grabstein schreiben. Rheinsberg sei also der eigentliche Geburtsort Friedrichs des Großen. „Ein Geburtstag ohne Geburtsort ist nicht möglich“, so Fuchs. Damit habe er dann auch den Generaldirektor überzeugt.
Die neue Friedrich-Ausstellung hat zwei Teile. Neben den 13 Exponaten in den Schlossräumen gehört ein zweiter Teil im Tucholsky-Museum dazu, das ebenfalls im Schloss untergebracht ist. Museumsleiter Peter Böthig und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Alexandra Brach haben diesen Teil entwickelt. Sein Konzept ist ganz anders: Rund 300 Exponate zeigen, wie Friedrich seit dem 19. Jahrhundert in Rheinsberg zur Tourismusmarke wurde und wie sich sein Bild in der Öffentlichkeit über die Stadt hinaus entwickelt hat. Dazu zeigt das Museum etwa die Briefe des damaligen Bürgermeisters zum Bau des Kronprinzendenkmals vor dem Schloss. Ende des 19. Jahrhunderts hatte Rheinsberg den jungen Fritz als Markenzeichen im aufblühenden Tourismus entdeckt. Außerdem sind diverse Schulbücher zu sehen, die zeigen, was Rheinsberger Kinder in unterschiedlichen Epochen über den Kronprinzen und König lernen konnten.
Peter Böthig betonte die Verbindung von Tucholsky zu Friedrich. Dass er 1912, zum 200. Geburtstag des Prinzen, ein Buch über Rheinsberg und keine andere Stadt geschrieben hat, war wohl kein Zufall, sondern geschicktes Marketing. Außerdem habe auch der überzeugte Antimilitarist Kurt Tucholsky im Turbokapitalismus der Weimarer Republik manchmal eine Sehnsucht nach der alten Zeit verspürt. Böthig dankte der Stiftung für den Zugang zu einer umfangreichen Privatsammlung über Friedrich und dem Rheinsberger Verein Stadtgeschichte für seine Hilfe, vor allem bei den Schulbüchern.
Unterstützt wird die Ausstellung vom Kulturland Brandenburg. Dessen Chefin Brigitte Faber-Schmidt lobte am Sonnabend die Ausstellung – und die guten Tourismuszahlen in Rheinsberg. Die Stadt hatte im Mai ganze 23 Prozent mehr Übernachtungen zu verzeichnen. Das sei sicherlich auch, aber nicht nur Friedrich zu verdanken, sagte sie.
[Bildtitel links]
Friedrichs Bild in den Schulbüchern wird hier gezeigt.
Fotos: Schäfer
[Bildtitel rechts]
Die Macher: Peter Böthig und Alexandra Brach vom Tucholsky-Museum, Schlosskustos Detlef Fuchs (v.l.).