Keramikpfad und historischer Stadtrundgang durch Rheinsberg
Robby Kupfer
(aus: Ruppiner Anzeiger; 14.03.2014)
[Dieser Artikel erschien in der "Freizeit 2014", einer Sonderpublikation des Märkischen Zeitungsverlags, der unter anderem den Ruppiner Anzeiger herausgibt.]
RHEINSBERG (rk)
Dass die Prinzenstadt weitr mehr als nur Schloss und Schlosspark zu bieten hat, ist selbst für Kurzzeit-Besucher in Rheinsberg offensichtlich. Welche spannenden Sehenswürdigkeiten und architektonischen Kleinode die Altstadt birgt, vermittelt nun ein kombinierter Stadtrundgang.
Kombiniert deshalb, weil mit dem Keramikpfad und einem „Stadtrundgang durch die historische Stadt“ zwei Projekte aufs Glücklichste verknüpft wurden.
Der Keramikpfad, geistiges Kind der umfangreichen Festlichkeiten zu „250 Jahre Keramik in Rheinsberg“ in den Jahren 2012 und 2013, verknüpft fünf Orte in der Stadt. Sie alle stehen für die seit 1762 ununterbrochene Tradition der Keramikherstellung vor Ort. Zentraler Ausgangspunkt aller fünf Wege ist das Keramikmuseum von Hendrik Schink auf dem Kirchplatz. Hier kann sich der Besucher vor der Erkundung der Altstadt einen faszinierenden Überblick über die keramische Vielfalt verschaffen, die in Rheinsberg über die Jahrhunderte erschaffen wurde. Zugleich trifft er hier auch auf die berühmte Rheinsberger Teekanne, die seit Napoleons Kontinentalsperre und bis zum heutige Tag millionenfach produziert wurde und wird. Naheliegend, dass diese Teekanne auch zum Leit-Symbol des Keramikpfades wurde. Die fünf Wege sind ca. alle 20 Meter mit einer in den Boden eingelassenen Kachel markiert, die von einer blauen Rheinsberger Kanne geschmückt wird.
So führt etwa der Manufakturweg direkt zur Produktionsstätte der Kachel, der Keramik Manufaktur Dornbusch. Hier kann der Flaneur nicht nur die mit 90 Liter Fassungsvermögen weltweit größte funktionstüchtige Teekanne bestaunen, er kann auch an einer interessanten Führung durch die Produktionsräume der Manufaktur teilnehmen.
Ähnliches gilt auch für die zweite der bis heute Keramik produzierenden Firmen, die Carstens Keramik Rheinsberg. Zu ihrem Sitz in der Rhinstraße gelangt man über den Carstensweg. Neben einer Werksbesichtigung ist auch der große Werksverkauf zu empfehlen, der zudem mit tönernem Kunsthandwerk von vielen Keramikern aus ganz Deutschland aufwarten kann und mit Ausstellungen wie den „100 schönsten Teekannen“ überzeugt.
Apropos Keramik-Ausstellungen: Diese sind auch immer wieder einen Besuch im Atelier des renommierten Rheinsberger Künstlers Karl Fulle wert, welches am Zielpunkt des Passagenwegs zu finden ist. Weitere Keramikpfade führen zur ehemaligen Manufaktur Lüdicke in der Königstraße und zu einem 800 Jahre alten Brennofen am Rosenplan.
Tatsächlich wurden die fünf Keramikwege so angelegt, das sie möglichst viele Berührungspunkte mit weiteren architektonisch und geschichtlich interessanten Gebäuden Rheinsbergs aufweisen. Insgesamt zehn dieser Objekte wurden vom Verein Stadtgeschichte Rheinsberg mit Infotafeln versehen, die einen Einblick in die Bau- und Nutzungsgeschichte der Häuser geben und zudem mit spannendem historischem Bildmaterial zu einer Zeitreise einladen. Unbedingt besuchenswert ist beispielsweise die sanierte „Alte Schule“ an der Kirchstraße 1, das Amtsgericht am Markt 11 oder der ehemalige Sitz der „Rheinsberger Zeitung“ an der Königstraße 5.
Einen genauen Überblick zu den Keramikpfaden und den mit Infotafeln versehenen Häusern bekommt der Besucher auf einem Flyer, der unter anderem im Keramikmuseum auf dem Kirchplatz ausliegt.
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Parade im Keramikmuseum: Von der berühmten Rheinsberger Teekanne wurden seit Napoleons Zeiten bis heute mehrere Millionen Exemplare produziert.
Fotos (4): Robby Kupfer
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Torso: keramische Kunst von Karl Fulle, zu finden am Passagenweg
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Wunderschön saniert: die „Alte Schule“ an der Kirchstraße 1