Fehrbellin hat kürzlich eine Bürgerstiftung gegründet, Rheinsberg will's im Frühjahr tun
Celina Aniol
(aus: Märkische Allgemeine; 17.01.2014)
RHEINSBERG
Eine halbe Million für soziale Zwecke auf die hohe Kante legen? "Das wäre schön", sagt Rheinsbergs Bürgermeister Jan-Pieter Rau. Es der Gemeinde Fehrbellin genau gleichzutun, die erst kürzlich mit dieser Summe eine Bürgerstiftung ins Leben rief - das kommt für die klamme Kommune nicht in Frage. Immerhin: Auch die Prinzenstadt will in diesem Frühjahr eine Bürgerstiftung gründen, deren Erträge gemeinnützigen Zwecken im Rheinsberger Bereich zugutekommen sollen. Das Stiftungskapital der Stadt ist allerdings um zwei entscheidende Nullen geringer: Es beträgt vergleichsweise mickrige 5000 Euro.
Dennoch glaubt das Oberhaupt der Kommune, mit dieser Entscheidung, die im vergangenen Jahr von den Stadtverordneten gefällt wurde, einen richtigen Schritt zu gehen. "Wir sehen anhand der aktuellen Neuruppiner Diskussionen um Kürzungen im Sozialbereich, wie wichtig es ist, eine vom Etat unabhängige Summe für solche zur Verfügung zu halten", sagt Jan-Pieter Rau. Die Fontanestadt hat erst kürzlich drastische Einsparungen bei Zuschüssen für soziale Projekte angekündigt und davon erst in letzter Sekunde Abstand genommen (die MAZ berichtete).
Die Rheinsberger Bürgerstiftung schlüpft wie schon die Fehrbelliner unter das Dach der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin, die 2010 gegründet wurde. Der Vorteil: Das Kreditinstitut übernimmt die gesamten Verwaltungsaufgaben und legt zudem noch ein bisschen Geld auf den Stiftungsgrundstock drauf.
Ganz so viel wie im Falle der Gemeinde Fehrbellin, die von der Sparkasse 14 000 Euro erhielt, wird es in Rheinsberg nicht sein. Das liegt daran, dass die Bank bereits zwei weitere Stiftungen in der Prinzenstadt gefördert hat: Im Jahr 2011 die Förderstiftung des Kurt-Tucholsky-Literaturmuseums und 2012 die des Rheinsberger Vereins Stadtgeschichte. Damit hat die Sparkasse einen Teil der Gesamtsumme, die sich nach der Einwohnerzahl richtet, und für Rheinsberg ebenfalls 14 000 Euro beträgt, bereits ausgegeben.
Ein weiteres Plus für Rheinsberg durch die Sparkassenkonstellation: Das Bankhaus garantiert der Kommune jährlich eine Mindestausschüttung von drei Prozent. Das heißt: Bei niedrigerem Zinssatz stockt die Sparkasse die Summe auf dieses Niveau auf. "Wir wollen die Stiftungen damit gleich in die Lage versetzen, Förderungen vorzunehmen, gleich zu wirken", sagt Karsten Teuffert von der Sparkasse, die selbst zwei Stiftungen unterhält. Denn am Anfang sind die Erträge gerade bei geringem Startkapital nicht besonders üppig. Nur durch die Arbeit einer Stiftung aber, die sich nach außen durch das Verteilen von Geld präsentiert, könne diese weitere Zustifter finden. Aus diesem Grund überlegt auch Neuruppin derzeit, der Stiftergemeinschaft beizutreten.
"Das Thema Stiftungsgründung ist gerade im Kommen", sagt Karsten Teuffert. "Erfreulicherweise." Denn das Land Brandenburg habe in diesem Punkt Nachholbedarf. 211 Stiftungen listet das Innenministerium auf; deutschlandweit sind es rund 20 000. Die Kommunen erkennen im Moment immer deutlicher, dass sie bei diesem Modell die freiwilligen Aufgaben absichern können, die sonst als erste dem Rotstift zum Opfer fallen. "Das ist ja das ganz doll Charmante bei dieser Idee." Einzelpersonen sind indes noch zögerlich: Nur eine Handvoll lässt von der Sparkasse OPR eine private Stiftung verwalten. "Es ist kein Breitenphänomen", sagt Karsten Teuffert. Noch. Denn es gebe immer mehr Menschen, die keine Nachkommen, aber Geld haben, sich der Region verbunden fühlen und sich auch verewigen wollen. Für sie sei die Gründung einer Stiftung naheliegend - zumal die Mindesteinlage 10 000 Euro beträgt.