Projekt digitalisiert die "Rheinsberger Zeitung" aus den Jahren 1925 bis 1942
Carsten Schäfer
(aus: Märkische Allgemeine; 10.10.2013)
Rheinsberg
Sie sind alt, brüchig, aber für Historiker hochinteressant: die Ausgaben der "Rheinsberger Zeitung". Sie erschien von 1895 bis 1942. In einem gemeinsamen Projekt wollen der Verein Stadtgeschichte und die Berliner Staatsbibliothek nun die vorhandenen Bestände digitalisieren und so wieder zugänglich machen. Am Dienstagabend haben sie es in Rheinsberg vorgestellt. Die Zeitung ist die erste Brandenburger Regionalzeitung, die auf diese Weise wieder lesbar gemacht werden soll. "Wir sind schon stolz, als erste Brandenburger Kleinstadt diesen Weg zu gehen", sagt der Vereinsvorsitzende Jörg Möller.
Einfach ist das nicht. Die Staatsbibliothek verfügt zwar über die kompletten Jahrgänge von 1925 bis 1942. Sie sind allerdings in einem schlechten Zustand, sagt Carola Pohlmann, die zuständige Abteilungsleiterin der Bibliothek. Das Gleiche gilt für einige Exemplare, die der Verein besitzt und einen Band mit dem Jahrgang 1912, den er als Dauerleihgabe im Archiv hat. "Zeitungen sind Kinder des Tages", sagt Pohlmann poetisch. Das Papier war schlecht, deswegen zerfällt es nun. Grundsätzlich könnte man es zwar stabilisieren, das wäre aber viel zu teuer - immerhin bestehen allein die Bände in der Staatsbibliothek aus rund 20 000 Seiten. Deswegen werden die Partner auf eine Stabilisierung verzichten. Stattdessen sollen die Seiten gescannt werden. Sie werden dann als Bilddateien über die Internetseiten der Staatsbibliothek und des Vereins abrufbar sein. Der Auftrag dafür wird derzeit vergeben, bis Ende des Jahres sollen die Dateien im Netz stehen. Eingesetzt wird dazu ein Spezialscanner, der die empfindlichen Seiten nicht weiter beschädigen soll.
Einzige Einschränkung: Bis auf Weiteres wird eine Volltextrecherche nicht möglich sein. Das Problem: Die Rheinsberger Zeitung wurde in Frakturschrift gedruckt. "OCR ist für Fraktur zu schwierig", sagt Jörg Möller vom Stadtgeschichtsverein. OCR ist ein automatisches Texterkennungsverfahren, das aus eingescannten Dokumenten Computertexte macht.
Für die Staatsbibliothek ist die Rheinsberger Zeitung ein Pilotprojekt, um ihren Regionalzeitungsbestand zugänglich zu machen. Das Pilotprojekt wird vom brandenburgischen Kulturministerium gefördert - sonst wäre die Scanaktion zu teuer gewesen.
INFO
Der Stadtgeschichtsverein sucht noch weitere Exemplare der Rheinsberger Zeitung, insbesondere aus den Jahren vor 1925, um sie ebenfalls einzuscannen. Wer so etwas besitzt, kann sich unter stadtgeschichte-rheinsberg@gmx.de melden.
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Jörg Möller (Verein Stadtgeschichte) und Carola Pohlmann (Staatsbibliothek Berlin) mit einigen der alten Zeitungen.
Foto: Carsten Schäfer