Erinnerungen bei Besuchern weckt eine neue Ausstellung / Exkursion durch 250 Jahre Rheinsberger Keramik
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(aus: Ruppiner Anzeiger; 18.11.2011)
RHEINSBERG. Am Mittwochabend eröffnete der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg eine Ausstellung in den Räumen des Heimatvereins in der Rhinpassage. Thema ist die 250-jährige Geschichte der Rheinsberger Keramikherstellung. Als erster Nachweis für die Produktion von Fayencen gilt ein an Prinz Heinrich gerichteter Brief des Barons von Reisewitz vom 4. Januar 1762. Darin bietet Reisewitz an, die bleiernen Gefäße im Schlosspark durch tönerne zu ersetzen. Im selben Jahr hatte der Baron am Prinzenhof eine Fayence- und Tapetenmanufaktur gegründet. Das Jahr 1763 bereitete der Manufaktur durch den frühzeitigen Tod des Barons große Probleme. Erst der Magdeburger Keramiker Christian Andreas Seydel führte nach einigen Monaten Stillstand die Produktion weiter. Geldmangel zwang ihn nach kurzer Zeit zum Verkauf. Die Besitzer wechselten noch mehrfach. Namen wie Graf von Kamecke auf Tucheband, oder Carl Friedrich Lüdicke werden als spätere Eigentümer genannt. Die Produktion in Rheinsberg erwies sich als preiswert und günstig, da die Rohstoffe in der Nähe bei Dierberg und im Boberow-Wald zu finden waren. Auch hatten die Löhne ein sehr niedriges Niveau. Edikte von 1765 und 1766 untersagten zudem die Einfuhr ausländischer Keramik, was dem preußischen Markt sehr zuträglich war. Seit 1771 trugen die in Rheinsberg hergestellten Waren die Buchstaben „LR“ für Lüdicke Rheinsberg. Seit 1799 wurde hochwertigeres Steingut produziert. Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Christian und Ernst Carstens eine Steingutfabrik. Die Produktion begann, sich gut zu entwickeln und Rheinsberger Erzeugnisse waren bald in fast aller Welt bekannt. Einen Überblick über die Produktionspalette mit Teekannen, Tassen, Tellern und Vasen vermittelt die Exposition. Immer wieder wurden bei Besuchern Erinnerungen wach: „Diese Teekanne hatten wir zu Hause auch.“