Herstellung von Geschirr ist in Rheinsberg seit 250 Jahren wichtig
Holger Rudolph
(aus: Ruppiner Anzeiger; 06.01.2012)
Rheinsberg. Ein Jubiläum nahm der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg zum Anlass, um am Mittwochabend über die Rheinsberger Keramikherstellung im Wandel der Zeit zu berichten: Vor exakt 250 Jahren hatte der Baron von Reisewitz in einem Brief an Prinz Heinrich von Preußen erstmals über Keramik aus Rheinsberg geschrieben. Das Schriftstück gilt als erster Nachweis für die Herstellung jener Tonerzeugnisse in der Stadt. Vereinsvorsitzender Jörg Möller hielt den gut besuchten Vortrag im Marstall, unterstützt durch die auf Leinwand projizierten Seiten des aktuellen Vereinskalenders. Auch dieser hat das Keramikjubiläum zum Inhalt. So erfuhr das Publikum, dass Rheinsberg im Jahr 1800 die Stadt in Preußen war, aus der die weitaus meisten keramischen Erzeugnisse kamen. 69 Arbeiter waren damals in der Manufaktur beschäftigt. Bald war die Nachfrage nach den „guten Rheinsberger Kannen, Tellern und Tassen“ derart groß, dass die Firma Lüdicke als einzige Fabrik am Ort kleine Außenstellen mit Extra-Öfen in verschiedenen Hinterhöfen errichten ließ. Konkurrenz aus der eigenen Stadt bekam Lüdicke 1816, als der Apotheker Johann Friedrich Pollnow nebenher mit der Geschirrherstellung begann. Ab 1895 stellte auch eine Firma R.Schanz & Co. Gefäße her. Ob sie bereits 1902 an die Firma Carstens verkauft wurde oder zwischenzeitlich beide Werkstätten nebeneinander her produzierten, ist nicht ganz sicher. Fest stehe indes, so Möller, dass die Firma Carstens um die Wende zum 20.Jahrhundert in Rheinsberg begann, schwarzes Steingut herzustellen. Die Rheinsberger Zeitung berichtete 1918 über die Carstens-Keramik als den für die Kommune weitaus wichtigsten Arbeitgeber. Möller erinnerte daran, dass das Unternehmen Carstens damals die gesamte Siedlung Rhinhöhe für ihre Mitarbeiter errichten ließ: „So viel soziales Engagement ist alles andere als selbstverständlich.“ Das bis in die Gegenwart hergestellte braune Rheinsberger Teegeschirr sei erstmals etwa 1930 hergestellt worden. zu DDR-Zeiten ging es vor allem in den Export und fand sich auf so manchem bundesdeutschen Frühstückstisch wieder. Heute gibt es neben der Carstens-Keramik auch die Dornbusch-Keramikmanufaktur im Friedrichszentrum.