Der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg erforscht die Historie alter Häuser und sucht nach Exemplaren der alten Rheinsberger Zeitung
(aus: Märkische Allgemeine; 08.11.2005)
RHEINSBERG. Ein paar Mal war es Hans Norbert Gast passiert. Da hatte er im Internet bei Ebay ein interessantes, altes Schriftstück aus Rheinsberg entdeckt – und zack, hat es ein anderer ersteigert. Ärgerlich für den Hobbyforscher, dem dabei so manches Rheinsberg-Relikt durch die Lappen ging. „Irgendwann wird man neugierig, wer die anderen wohl sind, die im Internet die gleichen Informationen suchen und stadtgeschichtliche Raritäten anbieten.“ Gast nahm Kontakt mit den Verkäufern auf und im Laufe der Zeit auch mit seinen „Rivalen“ auf der Ebay-Plattform. „So haben wir uns kennen gelernt.“ Die Geschichtsfans tauschten sich aus, begutachteten ihre Schätze und planten, sich gemeinsam für die Bewahrung der Rheinsberger Geschichte zu engagieren. Dass sich dafür eine lose Sammlergruppe nicht eignet, stellte sich schnell heraus. „Wir wollten die Rheinsberger aufrufen, uns Bilder, Fotos, Ansichtskarten, alte Quittungen, Aufzeichnungen und Ähnliches anzuvertrauen. Das ging auf privater Basis nicht“, so Gast. Ein Verein hingegen gebe den Spendern Sicherheit und sei ein Garant dafür, dass die Geschichtszeugnisse dauerhaft für die Öffentlichkeit bewahrt werden. Am 4. Mai 2004 gründete sich der Stadtgeschichte Rheinsberg e.V. und präsentierte im Oktober seine erste Ausstellung. Ein Motto gab es noch nicht. Dafür ein buntes Sammelsurium aus der Rheinsberger Geschichte: die Entwicklung des Rheinsberger Poststempels, die Rheinsberger Carmol-Bonbons – „vorzüglich bei Husten und Heiserkeit“, die Schneiderei Lüdicke und vieles mehr. Seine zweite Ausstellung, die bis zum Sonnabend im Rheinsberger Auktionshaus in der Seestraße zu sehen war, widmete der Verein den Rheinsberger Postkarten. In den Schaukästen waren sie thematisch sortiert nach Straßen und Plätzen, Hotels und Gaststätten, Einzelhäusern, Schlossansichten, Fliegeraufnahmen und bereits Verlorenem. Über 1000 verschiedene Postkartenmotive existieren von der Stadt am Rhin. Der Aufruf an die Bevölkerung, die Geschichtsforschung mit alten Quellen zu unterstützen, steht noch. Nur so wird es dem Vorsitzenden Jörg Möller und seinen zwölf Vereinsmitgliedern gelingen, Licht ins Rheinsberger Geschichts-Dunkel zu bringen. In den Startlöchern steht ein neues Projekt: das Erstellen einer Hauskartei. In ihr soll man später die Geschichte eines jeden Rheinsberger Hauses finden können: Wann und von wem gebaut, wer wohnte drin, wie sah es aus? Ein weiteres ehrgeiziges Projekt ist die Sammlung von Exemplaren der bis 1930 erschienenen Rheinsberger Zeitung, die ins Internet gestellt und über ein Artikel-Suchprogramm zugänglich gemacht werden soll. Unter www.Stadtgeschichte-Rheinsberg.de kann man in der Vereinsschatztruhe kramen. uba