Kurzweilige Rheinsberger Vereinsgeschichte im Auktionshaus an der Seestraße ausgestellt
Holger Rudolph
(aus: Ruppiner Anzeiger; 18.10.2006)
RHEINSBERG. Zum dritten Mal lädt der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg alle Interessierten ein, sich im Rahmen seiner Herbst-Ausstellung mit Facetten der Prinzenstadt zu beschäftigen. Wie in den beiden Vorjahren präsentiert der Verein Sehenswertes und Außergewöhnliches im Auktionshaus.
Vor zweieinhalb Jahren hatte sich der Verein gegründet. Inzwischen zählt er rund 20 Mitglieder. Hauptziel der an der lokalen Entwicklung im Wandel der Zeit Interessierten ist es, all das zu dokumentieren, was sich nicht mit Schloss, Park und dem Leben der Preußen-Prinzen beschäftigt. Denn all dies ist bereits durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg sehr gut dokumentiert.
Wie in den Vorjahren hat sich der Verein die Zeit vom Töpfermarkt bis zur Langen Nacht der Künste ausgesucht, um die Rheinsberger mit weithin Unbekanntem zu überraschen. Bis einschließlich 4. November sind die „Rheinsberger Vereinsge-schichte(n)" jeweils von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Dr. Eberhard Gläser erzählte über den Hintergrund der Exposition: „Es gibt in Rheinsberg fast 100 Vereine. Etwa jeder zehnte Rheinsberger arbeitet in einem Verein mit."
Natürlich erhebt die Ausstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dafür kann sie mit Kuriosa aufwarten. So haben die Hobby-Stadtgeschichtler entdeckt, dass es in den Dreißigern des vorigen Jahrhunderts mal die Idee gab, in der Stadt ein Spielcasino zu eröffnen. Doch der Casino-Verein kam nie richtig in Schwung. Und wer weiß schon, dass vor dem Zweiten Weltkrieg zwei Männerchöre in der Stadt existierten. Neben dem auch heute noch präsenten Arbeitergesangsverein „Vorwärts" hatte sich der Gesangverein „Immergrün" gegründet. Die Immergrünen waren die gutbürgerliche Alternative zu den singenden Arbeitern. Gläser: „Man konnte doch nicht bei den Arbeitern singen gehen. Vorsitzender bei Immergrün war standesgemäß ein Zahnarzt." Jeder der heutigen Vereine, die näher in einer eigenen Vitrine vorgestellt werden, ist auch mit einigen Objekten präsent. So sind von der nach der Wende wiedergegründeten Schützengilde Rheinsberg Orden zu sehen. Der Marineclub Rheinsberg präsentiert verschiedene Seemannsknoten. Der Rheinsberger Carneval Club hat Kurioses zu bieten: So gibt es einen Rinderknochen zu sehen, mit dem sich die Narren in den Achtzigern dekorierten. Das Thema war „Steinzeit".
Ein Problem hätten heutzutage leider fast alle Vereine, sagte Gläser: „Es gibt kaum noch Nachwuchs. Und das wird mit dem Fehlen der gymnasialen Oberstufe noch schlimmer. Jugendliche, die den ganzen Tag in Neuruppin zur Schule sind, haben am Abend keine Zeit, in Rheinsberg im Verein zu arbeiten."
Der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg trifft sich an jedem Dienstag um 19 Uhr im Marstall des Schlosses, i. Etage. Wer eventuell an einer Mitgliedschaft interessiert ist, erfährt dort mehr dazu.