Der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg erstellt Biografien von Häusern und will alle Vereine erfassen
(aus: Märkische Allgemeine; 24.10.2006)
RHEINSBERG. Zwei Männergesangsvereine in Rheinsberg? Ein Foto aus den 20er- Jahren zeigt befrackte, geschniegelte Herren vom „Immergrün“-Chor. In der Vitrine des heute noch aktiven Rheinsberger Arbeitergesangsvereins „Vorwärts“ liegt ein ähnliches Bild. Der Jahrgang ist der gleiche, nur die Kleidung ist einfacher. Ein Arbeiterverein eben. Spannende Geschichten stecken hinter den Fotos und Exponaten, die 13 Rheinsberger Vereine im Auktionshaus, Seestraße 15, in Rheinsberg präsentieren. Warum zeigt das Foto von 1925 einen reinen Männerturnverein, während auf dem Bild von 1933 eine gemischte Sportgruppe abgelichtet wurde? Ist ein neuer Verein entstanden? Haben die Frauen den einstigen Männerverein „kontaminiert“? – Wer diese alten Geschichten noch kennt, sollte sie unbedingt dem Verein Rheinsberger Stadtgeschichte erzählen oder aufschreiben. Dieser trifft sich jeden Dienstag um 19 Uhr im Marstall vom Rheinsberger Schloss. Stück für Stück arbeitet der Verein daran, die Entwicklung der Stadt nachzuvollziehen und die Ergebnisse für die Öffentlichkeit aufzubereiten. Dazu gehören auch die Biografien der einzelnen Häuser in Rheinsberg. „Wir recherchieren, wann sie gebaut und umgebaut wurden, wer dort wohnte und welche Besonderheiten in ihnen stecken“, erzählt Jörg Möller, der Vorsitzende des Stadtgeschichte-Vereins. Neben einem möglichst kompletten Häuserverzeichnis sollen die Viten in einen Stadtrundgang einfließen, den Besucher selbstständig abwandern können. Vor ausgewählten Gebäuden wird dann eine Tafel stehen und mit Fotos und Kurztext das Besondere hervorheben. In der Kirchstraße 1 kann man sich den Prototypen schon einmal anschauen. Fünf Häuser sollen in diesem Jahr noch in ähnlicher Weise bestückt werden. Zehn bis 15 Stationen wird der Stadtrundgang einmal haben. Auch die Informationen über die Rheinsberger Vereine will das Stadtgeschichte-Team für die Nachwelt aufbereiten. Eine kleine Chronik mit allen Vereinen und den wichtigsten Daten schwebt ihm vor. Die Ausstellung liefert dazu den Grundstock. „Wir haben 13 der aktivsten, größten und bekanntesten Vereine ausgesucht und angesprochen“, so Möller. Die Vitrinen sind kurzweilig und informativ gestaltet: knappe Texte, viele Bilder, ein altes Streckentelefon oder der Schlüssel zur Karneval-Rumpelkammer. Der Verein Rheinsberger Stadtgeschichte wurde im Frühjahr 2004 gegründet und hat zwölf Mitglieder. Die wiederkehrenden Ausstellungen zur Stadtgeschichte und das Internet sollen seine Arbeit dokumentieren. Hunderte Datensätze haben die Vereinsmitglieder bereits in die Datenbank über Rheinsberg übertragen. Fotos, Texte, Chroniken und Ansichtskarten können hier mit einem Suchprogramm abgerufen werden. uba