Wenn Yvonne Frenkel Daten erfasst, vergisst sie sogar den Feierabend
Jürgen Rammelt
(aus: Märkische Allgemeine; 16.05.2007)
RHEINSBERG. Yvonne Frenkel hätte nicht gedacht, dass Geschichte so spannend und interessant sein kann. Seit Oktober des vergangenen Jahres arbeitet die Lindowerin über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für den Verein Stadtgeschichte Rheinsberg. Ihre Arbeitsaufgabe ist es, Daten zu erfassen, die die Geschichte der Stadt betreffen. „Noch nie bin ich so gern zur Arbeit gefahren und hat mir die Arbeit so viel Spaß gemacht“, sagt die 32-Jährige. Geboren in Zehdenick, hatte Yvonne Frenkel bis zu ihrem sechsten Lebensjahr in der Nähe von Gransee gewohnt. Dann zog sie mit ihren Eltern nach Großmutz im heutigen Kreis Oberhavel. Nach dem Schulbesuch in Löwenberg absolvierte sie eine Lehre als Facharbeiter für Lebensmitteltechnik in der Grüneberger Mineralwasserfabrik. Doch als sie ausgelernt hatte, kam kurz danach die Wende, und sie wurde arbeitslos. Eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen Danach begann für Yvonne Frenkel eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Gerade mal ausgelernt, setzte sie sich erneut auf die Schulbank und ließ sich zur Industriekauffrau umschulen. Es folgten ein Praktikum und weitere Weiterbildungsmaßnahmen. 1997 zog Yvonne Frenkel nach Lindow und arbeitete kurzzeitig in Alt Ruppin. „Dann kamen meine Zwillinge, zwei Mädchen, zur Welt, und es folgte eine dreijährige Babypause“, erzählt Frenkel, die danach mit einem Onlinehandel ein Nebengewerbe aufbauen wollte. Aber auch dieser Versuch scheiterte. „Mit dem Verkauf von Briefmarken war kein Geld zu verdienen“, gibt sie zu. Wieder arbeitslos, gab es im Oktober 2006 ein neues Angebot. In Rheinsberg hatte die Arbeitsfördergesellschaft Rabs ein Projekt bestätigt bekommen, bei dem jemand für den Verein Stadtgeschichte geschichtliche Dokumente und andere Daten im Computer digital erfassen sollte. „Nachdem mir vom Arbeitsamt die Stelle angeboten wurde, meldete ich mich zum Einstellungsgespräch und wurde genommen“, erzählt Yvonne Frenkel. „Es war ein Glücksumstand“, weiß heute die Lindowerin, die die stadtgeschichtliche Sammlung, bestehend aus Bildern, Zeitungsartikeln und anderen Dokumenten, für die Nachwelt im Computer speichert. Bei ihrer Arbeit hat Yvonne Frenkel über die Geschichte der Stadt vieles erfahren. Unter anderem war sie mit Jörg Möller, dem Vorsitzenden, und anderen Mitgliedern des Vereins im Brandenburgischen Archäologischen Landesmuseum und im Landeszentralarchiv, um nach geschichtlichen Dokumenten über die Stadt zu suchen. Ein Ziel des Vereins ist es auch, alle Funde, die bei Grabungsarbeiten entdeckt wurden, im Computer zu erfassen. Verein möchte die Geschichte bewahren Wenn Yvonne Frenkel von ihrer Arbeit erzählt, ist zu merken, dass sie davon fasziniert ist. Deshalb würde sie sich freuen, wenn noch mehr Rheinsberger vom Verein Notiz nehmen. Vor allem, wer noch alte Rheinsberger Zeitungen oder andere historische Dokumente besitzt, kann sich bei ihr oder Jörg Möller melden. Der Verein würde gern diese Dinge im Computer erfassen, ohne dass dabei etwas mit den Papieren passiert, die selbstverständlich zurückgegeben werden. „Leider geht die ABM nur über ein Jahr“, bedauert Yvonne Frenkel, die gern weitermachen würde. Arbeit würde es noch genug geben. Da sind zum Beispiel der „stille Rundgang“, an dem der Verein arbeitet, und die vielen Stapel und Ordner mit Papieren, die noch auf das Einscannen warten. „Es macht so viel Spaß, dass ich manchmal sogar den Feierabend verpasse“, sagt die Lindowerin.