Neue Ausstellung wird vorbereitet
Jürgen Rammelt
(aus: Wochenspiegel; 26.09.2012)
Rheinsberg. Sebastian Stude hätte nicht gedacht, dass es einmal so spannend wird. Der Berliner Historiker, der Mitglied des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg ist, möchte im Frühjahr 2013 eine Ausstellung über das Kernkraftwerk (KKW) präsentieren. Mit Unterstützung des Geschichtsvereins sammelt Stude seit geraumer Zeit Material, forscht in Archiven und spricht mit Zeitzeugen. Jörg Möller, der Vorsitzende des Geschichtsvereins, schätzte unlängst ein, dass ein Großteil der Recherchearbeit geschafft ist. Auch müsse die Geschichte des KKW nicht neu geschrieben werden. „Beim stöbern in den unterschiedlichsten Archiven bin ich reichlich fündig geworden“, berichtete Sebastian Stude, der selbst ein Dokument fand, in dem Nikita Chruschtschow für die Sowjetunion und der Ministerrat der DDR sich der gegenseitigen Unterstützung beim Bau versicherten. Auch einen Titel für die Ausstellung gibt es schon: 1955 Rheinsberg - Zwischen Kulturhaus und Blockwarte. Die Zahl 1955 steht für das Jahr, in dem die Entscheidung fiel, in Rheinsberg das Kernkraftwerk zu bauen. Gleichzeitig war damals 1955 die Postleitzahl der Stadt. Das Kulturhaus war das Gebäude, das von allen Einwohnern mehr oder weniger genutzt wurde, die Blockwarte das Herz des KKW. Die Ausstellung wird in der neuen Touristinformation, der ehemaligen Remise zu sehen sein. Wie Stude informierte, werden ein Modell des Kernkraftwerkes, aber auch viele andere Teile sowie Dokumente wie technische Zeichnungen, Lagepläne und Fotos in der Ausstellung präsentiert werden. Aber auch ein Film über den Bau des Werkes soll gezeigt werden. Der Historiker berichtete, dass er bei seinen Recherchen auf Fakten gestoßen sei, die kaum bekannt sind. So gab es sogar die Idee, in Rheinsberg eine Brennstoffkasettenfabrik zu bauen und das Werk zu erweitern. Auch zur Rolle der SED und der Stasi im Werk hat Stude geforscht. „Vieles ist wie ein Krimi.“
„Für die Ausstellung haben bereits alle Gymnasien im Kreis Neuruppin und das in Gransee ihr Interesse angemeldet“, berichtet Stude. Außerdem wird es eine Begleitbroschüre zur Ausstellung geben. Unterstützt wird das Projekt vom Land Brandenburg, der Landeszentrale für politische Bildung und von der Sparkassenstiftung Ostprignitz-Ruppin. Sowohl Jörg Möller vom Verein Stadtgeschichte als auch Sebastian Stude würden sich freuen, wenn sich weitere Beschäftigte des KKW, aber auch Rheinsberger, die irgendwie am Bau mitgewirkt haben, sich als Zeitzeugen zur Verfügung stellen. Sie könnten einen Beitrag dazu leisten, dass die Ausstellung ein Erfolg wird.
unter dem Bild:
Sebastian Stude sammelt alles rund ums KKW Rheinsberg