Geschichte Im Gartenreich des Prinzen Heinrich in Rheinsberg wurden früher Ananas und Bananen geerntet Von Jürgen Rammelt
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 12.07.2025)
Mit der Hofgesellschaft auf Wanderung
Geschichte Im Gartenreich des Prinzen Heinrich in Rheinsberg wurden früher Ananas und Bananen geerntet Von Jürgen Rammelt
Von der Ananas bis zur Zitrone - unter diesem Motto stand am Dienstag die jüngste Veranstaltung des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg. Im Rahmen ihrer Vortragsreihe hatte der Verein zu einer Wanderung in das Rheinsberger Gartenreich eingeladen. Mit dabei war wie immer bei solchen Events die „Rheinsberger Hofgesellschaft" - Mitglieder des Vereins im historischen Outfit.
Der Start der Wanderung war am Denkmal des Kronprinzen Friedrich. Entsprechend dem Thema hatten die Stadtgeschichtler mit dem Parkrevierleiter des Rheinsberger Lustgartens, Mathias Gebauer, einen kompetenten Fachmann eingeladen, der erzählen konnte, welche einheimischen und exotischen Früchte zur Rheinsberger Hofzeit kultiviert und geerntet wurden. Was in den heutigen Supermärkten eine Selbstverständlichkeit ist, war zur Zeit des Prinzen Heinrich etwas ganz Besonderes: Ananas, Bananen, Kirschen, Orangen oder Zitronen konnte man damals in Rheinsberg nicht einfach kaufen. Wollte man diese edlen Früchte auf dem Tisch haben, war man auf den eigenen Anbau und damit auf das Wissen und die Erfahrung der Gärtner angewiesen. Und das war in Rheinsberg der Fall.
Erste Station der Wanderung, an der etwa 100 Rheinsberger und auch zahlreiche Touristen teilnahmen, war die Pomona gleich hinter dem stadtseitigen Eingang. Hier erfuhren die Zuhörer bereits, dass es sich bei der sandsteinernen Figur um die Römische Göttin der Obstfrüchte und des Baumsegens handelt. Matthias Gebauer zeigte historische Fotos und berichtete, dass zur Zeit von Prinz Heinrich große Anstrengungen unternommen wurden, um den Hofstaat mit eigenem Obst und Gemüse zu versorgen. Das wurde auch auf den folgenden Stationen untermauert. Der heutige Gartenleiter berichtete, wo innerhalb der weitläufigen Anlage Gemüse angebaut wurde und Äpfel und Birnen geerntet werden konnten. So waren unter anderem die Schlossinsel, das Orangerie-Parterre mit den Zitrusbäumchen unterhalb der Sphinx Treppe sowie der Standort des ehemaligen Ananashauses die Stationen der Wanderung.
Als Überraschung hatte sich die gastgebende Hofgesellschaft etwas Besonderes einfallen lassen - unterwegs gab es für jeden Teilnehmer kleine Süßigkeiten: So auf der Schlossinsel einen Fruchtbonbon, im Orangerie-Parterre Zitronenstäbchen, am früheren Ananashaus ein Stück der paradiesischen Frucht und am Revier mit den Apfelbäumen eine Kostprobe Apfelsaft.
Es war eine spannende Veranstaltung, bei der die Teilnehmer viel über das Leben am Rheinsberger Hof erfuhren. So gab es in Rheinsberg einen Weinberg, exotische Pflanzen sowie Feigen- und Bananenbäume, deren Früchte sogar an den königlichen Hof nach Berlin geliefert wurden. Friedrich II., der damalige preußische König, entsandte sogar seine Gärtner nach Rheinsberg. Sie sollten bei den dortigen Kollegen erkunden, wie man Bananen und Ananas bis zur Reife kultiviert.
Letzte Station am Dienstag war die Schlossgärtnerei mit der Orangerie, in der die kostbaren Pflanzen überwintern und von den Gärtnern liebevoll gepflegt werden. Dort gab es auch zwei Bananenbäume, an denen allerdings keine Früchte hingen. Dennoch hatten die Organisatoren auch da für die Wanderer eine Kostprobe parat - Bananen aus Gelee mit einem Überzug aus Schokolade.