Architektur Mit einem Fest hat der Rheinsberger Verein Stadtgeschichte die energetische Sanierung seines Hauses gefeiert. Von Jürgen Rammelt
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 10.07.2025)
Klimatechnisch fit für die Zukunft
Architektur Mit einem Fest hat der Rheinsberger Verein Stadtgeschichte die energetische Sanierung seines Hauses gefeiert. Von Jürgen Rammelt
Auf diese Erfolgsgeschichte ist der 2004 gegründete Verein Stadtgeschichte Rheinsberg besonders stolz: Mithilfe einer großzügigen Förderung vom Land konnte der Verein sein 2017 erworbenes „Haus der Stadtgeschichte" in größerem Umfang klimatechnisch sanieren.
Nachdem der Verein die ersten Jahre im Marstall der Schlossanlage sein Domizil hatte, entstand der Wunsch, mit einem eigenen Haus die Voraussetzungen für Arbeits- und Museumsräume zu schaffen. Allerdings war das finanztechnisch und auch praktisch nicht so einfach. Nach mehreren Anläufen bot sich erst 2017 die Möglichkeit, mit einem Haus in der Seestraße ein geeignetes historisches Gebäude zu erwerben. Möglich wurde der Kauf durch die Aufnahme eines Kredits. Seitdem haben die inzwischen mehr als 170 Mitglieder des Vereins Spenden eingeworben und den Kredit getilgt.
Mit Unterstützung und Förderprogrammen von Stadt, Kreis, Land, Bund, EU und anderen Organisationen sowie zahlreichen Aufbaustunden wurden die ersten Räume des Hauses entsprechend ihrer Aufgaben eingerichtet. Es sind ein Museumsraum, Büroräume, eine Werkstatt und weitere Funktionsräume entstanden. Jedoch ist das Haus ein historisches Gebäude und über 200 Jahre alt. Da stellte sich die Frage, wie es energetisch und klimatechnisch für die Zukunft ertüchtigt werden könnte. Jörg Möller, der Vorsitzende des Vereins, wurde aktiv, indem er beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Möglichkeit nutzte, einen Antrag zur Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen im Kulturbereich zu stellen.
Zur Freude und großen Überraschung wurde dem Antrag stattgegeben. Der Verein erhielt Geld für eine Energieberatung. Dort wurde von Fachleuten festgelegt, mit welchen Baumaßnahmen die effektivsten Energieeinsparungen erreicht werden können. In einem zweiten Teil konnten mehrere dieser vorgeschlagenen Maßnahmen realisiert werden. Der Gesamtumfang der Förderung hatte den stolzen Betrag von 329.941 Euro. Damit konnten, nach den notwendigen Ausschreibungen und der Auftragsvergabe, 2024 die Arbeiten beginnen.
Im Einzelnen wurde auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage installiert, die Fenster wurden gegen Kreuzstockfenster mit Dreifach-Isolierglasscheiben ausgetauscht oder aufgearbeitet, das Dach des Hausflügels zur Kirchstraße wurde gedämmt. Die hofseitigen Wände wurden isoliert beziehungsweise das Fachwerk umfangreich saniert. Es war eine spannende Zeit, bei der auch der harte Kern des Vereins nicht nur zuschaute. Vor allem die jüngeren und handwerklich begabten Mitglieder des Vereins leisteten die eine oder andere Zusatzarbeit. „Den Zuschlag für die Hauptarbeiten haben ausschließlich einheimische Firmen erhalten, die eine sehr gute Leistung ablieferten", berichtet Jörg Möller. Die Solaranlage wurde vom Unternehmen „Energieinsel" installiert. Für die Aufarbeitung der Fenster und Türen erhielt die Tischlerei Baldin aus Klosterheide den Zuschlag. Die Dämmung der Durchfahrt, der hofseitigen Wand und die Fachwerksanierung gehörten zu den Aufgaben der Firma R.E.M. aus Rheinsberg. Beteiligt an der Maßnahme waren außerdem das Architektur- und Ingenieurbüro Uwe Langer sowie die Meisterzimmerei Markus Rohn (Fachwerk) und Sanitär- und Heizungsbau Schulz (SHS).
Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme der Solaranlage auf dem Dach nutzt der Verein im Haus seit dem vorigen Jahr seinen eigenen Strom. Energie, die nicht benötigt wird, geht in einen Speicher oder wird ins Netz der E.dis eingespeist. Dadurch hat der Verein sogar einen finanziellen Nutzen.
Als besonders anspruchsvoll erwies sich die Erneuerung des hofseitigen Fachwerkes. Bereits bei der Freilegung des historischen Mauerwerkes stellten die Fachleute fest, dass ein Teil der Fachwerkbalken zerfressen und morsch war. Ein Ersatz wurde nötig. Auch dabei zeigte der Verein, dass kreative Ideen gefragt sind. Um den Charakter des alten Hauses zu erhalten, sollte nicht unbedingt neues Holz verarbeitet werden. Im Internet hatten Mitglieder in Mecklenburg einen Anbieter gefunden, der vom Abriss einer Scheune kostenlos Balken anbot. Vereinsmitglieder mussten nur dort hinfahren und die Balken nach Rheinsberg holen, was auch mit vereinten Kräften geschah.
Das alles berichtete Jörg Möller unlängst bei einem Fest, zu dem der Verein aus Anlass des Abschlusses der energetischen Sanierung eingeladen hatte. Mehr als 50 Gäste waren der Einladung gefolgt und konnten sich bei Rundgängen durch das Haus von den Arbeiten ein Bild machen. Zu den Gästen gehörte mit Karsten Teuffert auch ein Vertreter der Sparkasse OPR, zu dem der Verein einen guten Kontakt pflegt und der entsprechend seiner Funktion für die Unterstützung solcher Projekte zuständig ist. Es gab viel Lob und mancher der Besucher staunte, was der Verein geschaffen hat. Dabei haben die Stadtgeschichtler mit ihrem Haus noch weitere Pläne. So sollen unter dem Dach ein Versammlungsraum entstehen und ein Aufzug eingebaut werden. Der Bau einer behindertengerechten Toilette ist auch geplant. „Ziel ist es, das Haus der Stadtgeschichte komplett für eine museale Nutzung vorzubereiten und vor allem behindertengerecht weiterzuentwickeln", erklärte Möller.
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[oben:] Das Dach und das Fachwerk des Hauses wurden ebenfalls saniert. Foto: Verein Stadtgeschichte/Jörg Möller
[mittig:] Beim Fest berichtete Jörg Möller (links) den Gästen von den Umbauarbeiten. Foto: Jürgen Rammelt