Seebadeanstalt Rheinsberg seit 1929
Jürgen Rammelt
(aus: REWOGE-Aktuell; 15.05.2025)
RHEINSBERG HISTORISCH | ReWoGe Aktuell | 01/2025 | [Seiten] 16-17
Von der mondänen Sommerfrische zum Freizeitbad für jedermann
Ein Beitrag des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg e.V.
Seebadeanstalt Rheinsberg seit 1929
Wer in Rheinsberg das Badevergnügen in der Natur sucht, hat die Qual der Wahl zwischen idyllischen Seen und versteckte Buchten. Doch nicht jede Stelle ist geeignet, um unbeschwert ins Wasser zu gelangen und ein Bad zu nehmen. Vor allem nach der zunehmenden Bebauung der Ufer muss man heute schon suchen, wenn man sich erfrischen möchte. Das war nicht immer so.
Das Bedürfnis, in Rheinsberg mal schnell im Grienericksee abzutauchen, gab es schon vor über 100 Jahren. Vor allem mit dem aufkommenden Tourismus entstand die Idee, in Stadtnähe eine Seebadeanstalt einzurichten. Wie in der Datenbank des Vereins Stadtgeschichte berichtet wird, gab es 1891 eine solche Einrichtung nördlich des Bollwerkes. Um 1900 gab es zusätzlich eine Warmwasserbadeanstalt im Hotel „Ratskeller" und 1907 entstand das „Städtische Kur- und Warmbad" in der Schillerstraße. Eine zweite Seebadeanstalt gab es ab 1910 in der heutigen Reuterpromenade.
Doch bereits 1925 entstand der Wunsch, im sich entwickelnden Kur- und Erholungsort eine angemessene Badeanstalt zu errichten. Nachdem der Magistrat 1927 ein Grundstück an der Reuterpromenade an der Nordostseite des Grienericksees für ein Bad erworben hatte, wurde dem Entwurf eines Architekten durch die Stadtverordneten zugestimmt.
Der Rheinsberger Unternehmer Hermann Seifert bekam den Bauauftrag und im Juni 1929 wurde die Seebadeanstalt feierlich eingeweiht. Mit getrennten Bereichen für Damen und Herren entsprach die Anlage modernsten Ansprüchen dieser Zeit. Das Schmuckstück war das zweigeschossige Gebäude im mondänen Bäderstil mit Restaurant für bis zu 40 Personen. Seeseitig erlaubte eine verglaste Veranda und vorgelagerte Terrasse einen Panoramablick auf den See. In den See ragte ein überdachter Steg. Es gab eine Rutschbahn, einen Sprungturm und eine Schwimmbahn.
Die Seebadeanstalt entwickelte sich im Sommer zu einem beliebten Treffpunkt. Erster Pächter und Bademeister war Carl Niquet, der in dem Haus eine Jugendherberge mit 20 Betten sowie acht Notliegen einrichtete. Von 1941 bis 1951 war eine Familie Stieler Pächter. Im südlichen Seitenflügel gab es ein Café. Als weitere Betreiber werden die Familien Möller, Borchert sowie Dietmar Westphal als Schwimmmeister genannt. Ab 1969 betrieb der VEB Erholungswesen Rheinsberg als Eigentümer die Anlage. Von 1970 bis in die 80er-Jahre wurde die Seebadeanstalt von der Familie Nantke bewirtschaftet. Waltraud Nantke sorgte für das leibliche Wohl der Besucher in der Gaststätte und ihr Mann Georg als Schwimmmeister für die Sicherheit der Badegäste. Nach 1989 betreuten Waltraud Nantke und Uwe Witt als Schwimmmeister die Besucher und kümmerten sich um die Anlage.
Für die inzwischen denkmalgeschützte Seebadeanstalt mussten durch wirtschaftliche und gesetzliche Vorgaben neue Möglichkeiten der Bewirtschaftung gefunden werden. Von 2000 an wurde der Badebetrieb durch Rettungsschwimmer des DRK-Kreisverbandes Ostprignitz Ruppin abgesichert. Zwei Jahre pachtete der Rheinsberger Gastronom Jörg Müller das Café. Seit 2009 ist der Marineclub Rheinsberg e.V. Pächter und Nutzer der Seebadeanstalt. Die Marinesportler sorgen mit ihren Mitteln und Möglichkeiten für die Anlage, die nach wie vor während der Badesaison von den Bürgern der Stadt, aber auch von Touristen genutzt wird. In den zurückliegenden Jahren konnte die Stadt Rheinsberg einen Rettungsschwimmer beschäftigen, der für die Sicherheit der Badegäste sorgte. An den Wochenenden waren ehrenamtlich Rettungsschwimmer des DRK im Einsatz.
Am 15. Mai beginnt in diesem Jahr die Badesaison
Auch in diesem Sommer ist das Strandbad geöffnet. Laut Rheinsbergs Bürgermeister, Frank-Rudi Schwochow, fängt ein Rettungsschwimmer am 1. Mai 2025 an und bereitet alles vor, sodass der Badebetrieb am 15. Mai starten kann.
In den letzten Jahren investierte die Stadt Rheinsberg mit dem DRK Ortsverband in die Renovierung des Innenausbaus, Fußböden und Küche. Geplant sind die Erneuerung des Daches des Rettungsschwimmerhäuschens. Die Stadt Rheinsberg bemüht sich seit längerer Zeit, den zweiten Steg zu sanieren. Dafür versucht die Stadt Fördermittel zu bekommen. „Leider sind alle bisherigen Anträge abgelehnt worden.", so der Bürgermeister.
Jürgen Rammelt
Öffnungszeiten
Mittwoch - Sonntag: 10 bis 18 Uhr
Preise Tageskarte
Kinder bis 5 Jahre: frei
6-17 Jahre: 2 EUR
ab 18 Jahre: 4 EUR
[Bilder:]
[oben links:] um 1931: Rheinsberg/Mark – Seebadeanstalt
[mittig links:] 1907: Kur- und Warmbad
[ohne Titel, oben rechts:] Gegenwart: Eingang Seebad