Gedenken. An das Kriegsende vor 80 Jahren in Rheinsberg ist auf dem städtischen Friedhof erinnert worden. Wie auf dem kirchlichen Friedhof gibt es dort nun eine besondere Informationstafel. Von Jürgen Rammelt
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 15.05.2025)
Der städtische Friedhof in Rheinsberg ist jetzt ebenfalls ein Gedenkort. Am Eingang Menzer Straße wurde am Dienstag eine Tafel eingeweiht, auf der neben allgemeinen Erläuterungen und einem Plan des Friedhofes auf die wichtigsten Gedenkorte und Einzelgräber mit Fotos und einem Text hingewiesen wird.
Die feierliche Enthüllung fand im Rahmen einer Gedenkveranstaltung statt, an der rund 50 Bürger teilnahmen. Eingeladen hatte der Geschichtsverein mit der Rheinsberger Friedensrunde und dem Ortsbeirat aus Anlass des Kriegsendes vor 80 Jahren. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit „Sag mir wo die Blumen sind" an der Orgel, einem bekannten Antikriegslied, das durch Marlene Dietrich und andere Interpreten bekannt wurde.
Nach der Begrüßung durch Jörg Möller, den Vorsitzenden des Geschichtsvereins, erinnerte Gudrun Kurzke an das Ende des Zweiten Weltkrieges in Rheinsberg. Die pensionierte Lehrerin hatte dafür in der Datenbank des Geschichtsvereins akribisch geforscht. So konnte sie sowohl zu den Kriegsgräbern als auch zu den auf dem Friedhof bestatteten Opfern der letzten Kriegstage eine Menge berichten. Neben Soldaten gehörten auch ermordete Teilnehmer des Todesmarsches und zivile Opfer zu den auf dem Friedhof bestatteten Männern, Frauen und Kindern. Besonders erschüttert zeigte sich Kurzke darüber, dass sie in der Datenbank auf eine Totenliste mit rund 180 Namen und unbekannten Personen stieß, die in den letzten Kriegstagen durch Tiefflieger, Bombentreffer und andere Kriegshandlungen zu Tode kamen, aber auch durch Selbsttötungen ihrem Leben ein Ende setzten.
Auf der emotionalen Veranstaltung berichtete Jörg Möller ergänzend zu Gudrun Kurzke, dass weitere Veränderungen an den Grabstätten durch die Stadt und den Kreis, der für die Kriegsgräber zuständig ist, geplant seien. Neben den Gräbern für die jüdische Familie Weinstock und dem Gedenkstein für die Opfer des Todesmarsches, die von Richard Herten in einen würdigen Zustand versetzt worden sind, hatte die Stadt mit der Firma Belau dafür gesorgt, dass die Anlage der Kriegsgräber verschönert wurde. Auch das Denkmal der Verfolgten des Naziregimes wurde gereinigt und durch Restauratorinnen die Schrift erneuert. Letztendlich sorgte Gundula Wimmer, Rheinsbergs Ortsvorsteherin und Gärtnerin, dafür, dass auf den Gräbern Schalen mit Blumen standen.
[Bildtitel:] Bei der Gedenkveranstaltung: Jörg Möller, Vorsitzender des Geschichtsvereins, an der neuen Tafel auf dem städtischen Friedhof in Rheinsberg. Foto: Jürgen Rammelt