Der Verein „Stadtgeschichte Rheinsberg“ hat seinen sechsten Kalender vorgelegt - erstmals von Sandra Bothe gestaltet
Christian Schönberg
(aus: Ruppiner Anzeiger; 11.10.2012)
unter dem Bild:
Blick in die Vergangenheit: Der Kalender des Vereins „Rheinsberger Stadtgeschichte“ für 2013 widmet sich diesmal der Schule. Gestaltet hat ihn Sandra Bothe. (Rheinsberg)
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Rheinsberg (RA) Dass Rheinsberg jeden Heller umdrehen muss ist nichts Neues. Schon zu Beginne des 20. Jahrhunderts wehrten sich die Stadtverordneten gegen einen teuren Schulneubau. Doch der Kreis blieb hart: Das alte Schulgebäude an der Kirche platze einfach aus allen Nähten.
1913 wurde das neu gebaute Schulgebäude eröffnet. Das runde Jubiläum im kommenden Jahr nimmt der Verein „Stadtgeschichte Rheinsberg“ zum Anlass, seinen mittlerweile sechsten Kalender unter dieses Geburtstags-Highlight zu stellen.
Alle zwölf Monatsblätter befassen sich chronologisch mit der Schulgeschichte, insbesondere das Gebäude an der einstigen Menzer und heutigen Schlossstraße - die heutige Heinrich Rau Schule.
Um die Gestaltung hat sich erstmals Sandra Bothe gekümmert. Sie hat ein feines Händchen bewiesen. Den Hintergrund jedes Blattes bildet ganzseitig die Ansicht einer Schiefertafel. Darauf prangen die Zahlen wie mit Kreide gemalt - weiß die Wochentage, rötlich die Sonntage. Ein Text auf einem alten Schreibblatt erzählt daneben die Geschichte eines der zwölf Themen: Wissenswertes zum Bau, zur Turnhalle, zur Brandkatastrophe 1920, zur Entwicklung der Schülerzahlen, zu Erweiterungen des Gebäudes und des Bildungsangebots sowie vieles andere mehr. Gespickt ist alles mit historischen Fotos, auch solchen ehemaligen Klassen. Zudem finden die Schulstempel jeglicher Zeitepochen Platz.
„Wir haben schon im Januar angefangen die nötigen Dokumente zusammenzutragen“, erzählt Vereinsvorsitzender Jörg Möller, der wie viele Mitglieder des Vereins selbst sein Abitur an der Schule abgelegt hat. Und bei der Recherche haben auch Rheinsberger ihr Privatarchiv eröffnet, wie alte Schülerporträtfotos wie die von Otto und Kathe Buwert oder Klassenfotos zeigen. Mit ihren Sachen und der Art der Porträts passten sie thematisch bestens zu den 1920er und 30’er Jahren, denen sich das Kalenderblatt Juli widmet.
Zuvor musste viel Archiv-Material gewälzt werden. Für Sandra Bothe war das keineswegs trockene Kunst, sonder „sehr, sehr spannend“, wie sie sagt. „Es gibt rund 600 Seiten in der Schulakte der Stadt“, erzählt sie. Vor allem der Kampf um einen Schulneubau vor 1913 las sich wie ein Krimi, als sich Kreisschulrat und Stadt um die Frage eines Neubaus balgten. Als es soweit war, wurde detailliert aufgeführt, welche Lampen und welcher Fußbodenbelag genutzt werden soll. „ich konnte es kaum glauben, aber in dem Archivmaterial sind sogar die Original - Beispiele fürs mögliche Linoleum eingeheftet“, erzählt die junge Frau und lacht.
Der Kalender 2013 ist der mittlerweile sechste des Vereins. Mehrere hundert Stück werden jedes Jahr abgesetzt. In diesem Jahr wird es laut Möller 500 Exemplare geben.
Nachgedruckt werde nicht. „Wenn sie weg sind, sind sie weg“, sagte er. Das garantiere auch den hohen Sammlerwert der Publikation, die wie in jedem Jahr von einer Vielzahl von regionalen Unternehmen unterstütz wurde. Zum Dank hat der Verein ihnen allen ein Extrablatt im Kalender gewidmet.
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Der Kalender kostet neun Euro. Er wird bei der Langen Nacht der Künste am 3. November offiziell vorgestellt und ist in der Tourist-Information, der Tucholsky-Buchhandlung, in beiden Keramikmanufakturen und beim Heimatverein in der Rhinpassage zu haben.
unter dem großen Bild:
Zeigt man gern: Der Verein um seinen Vorsitzenden Jörg Möller präsentiert seinen Kalender immer zu einem bestimmten Thema. 2013 gibt es das Schuljubiläum zu feiern.
Bild oben rechts:
Eleganz auf dem Schwebebalken: Wenige Jahre nach den Olympischen Spielen 1936 war auch Rheinsberg sportbegeistert.
Bild mitte rechts:
Anblick kaum gewandelt: Die Hobbyhistoriker fanden auch eine Ansicht der Schule aus dem Jahr 1920 und bauten sie ein.
Zwölf Kalenderblätter
• Januar: widmet sich den Anfängen. Ein Schulmeister wird erstmals 1541 erwähnt. Nach dem Stadtbrand 1740 wird eine Schule neben der Stadtkirche gebaut.
• Februar: geht auf die ersten Planungen für einen Schulneubau an der heutigen Schlossstraße ein.
• März: schildert in Wort und Bild die Einweihung der Schule am 6. Dezember 1913.
• April: nimmt sich mit Lageplänen, Foto und Text dem Entstehen der Turnhalle an.
• Mai: gibt mit dem Generalstundenplan von 1914/15 und einem Zeugnis einen tiefen Einblick in die Unterrichtsstruktur der Anfangszeit.
• Juni: erzählt in Wort und Bild den Brand des Gebäudes von der Nacht zum 22. Dezember 1920 nach. Er fand sogar in einer Berliner Illustrierten neben Weltnachrichten Erwähnung.
• Juli: beleuchtet das Schreiben an Schulen. In 100 Jahren gab es mitunter gravierende Veränderungen in der Form, aber auch im Material.
• August: zeigt Einschulungsfotos und erzählt eine Geschichte zur Entwicklung der Schülerzahlen bis in die 50er Jahre, so unter anderem, dass 1952 erstmals Schüler ihr Abitur in Rheinsberg ablegten.
• September: erläutert mit authentischen Fotos den Aufbau eines Neubaus an der Schule. Viele Rheinsberger packten mit an, als Baumaterial aus Zehdenick von Kähnen zur Baustelle und gebracht und verarbeitet werden musste. Am 27. April 1962 wurde der Neubau feierlich übergeben.
• Oktober: geht auf die Neustrukturierung des Rheinsberger Schulwesens wegen steigender Schülerzahlen ein. So wurde eine zweite Oberschule gegründet, die den Namen Dr. Salvador Allendes erhielt.
• November: widmet sich der Nachwendezeit. Die Heinrich-Rau-Schule - seit 1975 nach einem SED - Funktionär benannt - wurde 1991 zur Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. Ein Foto des letzten Abi-Jahrgangs 1996 ist drin im Kalender.
• Dezember: geht auf die heutige Situation ein. 202 Schüler besuchen die Einrichtung zurzeit. Die Ganztagsschule hat jüngere Bilder aus ihrem Archiv beigesteuert.