Rheinsberger Verein für Stadtgeschichte erforscht die Entwicklung bis in die Nachwende-Zeit
(aus: Märker; 31.08.2024)
„Rheinsberg ist bekannt als geschichtsträchtiger Ort, als Stadt der Preußen-Prinzen, Friedrich und Heinrich. Uns kam es aber darauf an, die Geschichte der Stadt von der Seite des bürgerlichen Lebens her zu erforschen und bekannt zu machen“, erinnert sich Jörg Möller. Der ehemalige Projektplaner aus dem Kernkraftwerk Rheinsberg und heutige Rentner, gehört zu den sieben Gründungsmitgliedern des Vereins für Stadtgeschichte, der im Mai sein 20jähriges Jubiläum feierte. Der Verein zählt heute über 150 Mitglieder.
In den 20 Jahren seines Bestehens hat der Verein viel auf die Beine gebracht. Etwas worauf Vereinsvorsitzender Jörg Möller und mit ihm alle Mitglieder stolz sind, ist das Haus für Heimatgeschichte [korrekt: Haus der Stadtgeschichte] in der Seestraße 22. 2017 konnte der Verein das Haus, das 1740 als markantes Eckgebäude in Fachwerkkonstruktion, errichtet worden war, erwerben. „Seitdem sind wir dabei, dieses Gebäude Stück für Stück zu restaurieren“, berichtet Möller. Der Verein für Stadtgeschichte, der keinen Träger hat, nutzt dafür Förderprogramme des Landes Brandenburg. Mit dem Einbau einer Photovoltaikanlage werden zum Beispiel Energiesparmaßnahmen des Landes Brandenburg umgesetzt. Das Haus für Stadtgeschichte ist montags sowie mittwochs bis freitags von 8 Uhr bis 12 Uhr und am Dienstag von 17 bis 19 Uhr geöffnet [korrekt: Mo-Fr 08.00-12.00, zusätzlich Di 17-19.00].
Regelmäßig werden Ausstellungen erarbeitet. Gegenwärtig kann in der Seestraße 22 die Ausstellung zu Meilensteinen besichtigt werden. Das Jubiläum wurde am 20. Mai mit einer Ausstellung in der Remise im Schloss gefeiert. Diese Exposition wird derzeit als Wechselausstellung an verschiedenen Orten gezeigt.
Laut Möller hat sich der Verein bei seiner Forschungsarbeit vier Schwerpunktthemen vorgenommen. Sie betreffen die allgemeine Stadtgeschichte, die Entwicklung der Keramikindustrie, die seit 1762 in Rheinsberg zu Hause ist, die Erfindung des Medikamentes Carmol als einer Rheinsberger Erfolgsgeschichte und die Geschichte des Kernkraftwerkes Rheinsberg. Das KKW Rheinsberg wurde 1966 als erstes Atomkraftwerk der DDR (später entstand ein weiteres in Lubmin) in Betrieb genommen. 1990 im Zuge umweltpolitischer Entscheidungen stillgelegt, begann 1995 der Rückbau.
Zu den Aktivitäten des Vereins, die auf große Resonanz stoßen, gehören die Vorträge, die an jedem zweiten Dienstag im Monat stattfinden. „Zu diesen Veranstaltungen finden sich regelmäßig 40 bis 60 Besucher ein, bei Themen, die auf besonderes Interesse stießen, kamen schon bis zu 150 Besucher“, berichtet Möller. Zu den besonderen Erfolgen des Vereins gehört seit 17 Jahren die Herausgabe des stadtgeschichtlichen Kalenders. Die aktuelle Ausgabe thematisiert die Rolle Rheinsbergs als Erholungsort im Ferienwesen der DDR. Im nächsten Jahr wird sich der Kalender dem 150. Jubiläum der Rheinsberger Feuerwehr widmen. Für 2026 steht dann der 300. Geburtstag des Prinzen Heinrich auf dem Programm.
Das Hauptprojekt für den Verein ist jedoch der stetige Ausbau der Datenbank. Diese Datenbank ermöglicht es jedem Interessiertem sich per Mausklick kostenfrei stadtgeschichtliche Informationen zu erschließen. Das Angebot wird ständig ausgeweitet, ist aber schon jetzt überaus eindrucksvoll.
Möller: „Von 1925 bis 1942 erschien in Rheinsberg eine Zeitung. Auf 18 000 gespeicherten Seiten sind in unserer Datenbank alle Ausgaben dieser Zeitung komplett erhalten. Weitere 28 000 Seiten enthalten bauhistorische Dokumente zu unserer Stadt und auf 60 000 Seiten haben wir das Rheinsberger Kirchenarchiv komplett abgespeichert. Der Juwel in diesem Schatz sind aber die rund 160 000 Bilder, die wir in der Datenbank gespeichert haben. Viele davon sind wertvolle Zeitzeugnisse.“
Um dieses ehrgeizige Projekt realisieren zu können, arbeitet der Verein Stadtgeschichte eng mit der Rheinsberger Arbeitsfördergesellschaft zusammen [korrekt: Das galt bis Jahresende 2023. Seit dem Frühjahr 2024 arbeitet der SGR mit der GAB Protzen zusammen.]. ABM beziehungsweise MAE-Kräfte scannen und transkribieren die vorhandenen oder neu eingehenden Originale, um sie sodann in die Datenbank einzupflegen. Anschließend nehmen Vereinsmitglieder die Qualitätskontrolle der neuen Datensätze vor.
Unter stadtgeschichte rheinsberg.de [korrekt: stadtgeschichte-rheinsberg.de] können sie sich Zugang zu diesem Wissensfundus verschaffen.
[Bildtitel:] Ein Blick auf Rheinsberg lohnt sich in jeder Beziehung. Foto: mae